Ein Hausbau ist ein großes Abenteuer und Kinder zu bekommen ist ein noch größeres. Wenn Hausbau auf Kinder trifft, dann kann das zu sehr großen Belastungen für die Baufamilie führen. Wir erklären, was es beim Hausbau mit Kindern zu beachten gibt, wie Kinder aktiv auf der Baustelle mit einbeziehen werden können und wie die Hausbaustelle zu einem positiven Familienabenteuer wird.

Die Bauphase ist für die Kinder eine sehr aufregende Phase, denn jetzt sieht man jeden Tag ein Stück Baufortschritt. Viele Kinder zeigen großes Interesse an den Baumaschinen und Handwerkern. Trotzdem sollte man es sich immer gut überlegen die Kinder mit auf die Baustelle zu nehmen. Für einen reibungslosen Ablauf auf der Baustelle, sollte die Betreuung der Kinder abgeklärt, aber auch die Sicherheit besprochen werden. Je nach Alter können die Kinder aktiv auf der Baustelle mit einbezogen werden.

Wichtig ist auch, dass die Baustelle nicht einen zu großen Teil des Lebens einnimmt und es ausreichend Auszeiten als Familie gibt.

Betreuung

Für eine erfolgreiche und stressfreie Bauzeit, ist eine gute Betreuung für die Kinder hilfreich. Wenn viele Eigenleistungen geplant sind, dann sollte die Betreuung genau geplant werden. Das ist aus verschiedenen Gründen wichtig. Zum einen ist eine Baustelle nicht immer der richtige Ort für lange Aufenthalte von Kindern und zum anderen sollte auch zwischen den Eltern die Aufgaben gerecht aufgeteilt werden. Vor dem Baustart sollten die Familienabläufe gut durchdacht werden, damit sich keiner überfordert oder benachteiligt fühlt. Wenn ein Elternteil sich ausschließlich mit dem Hausbau und das andere sich ausschließlich um die Kinder kümmert, kann das zu Reibungen innerhalb der Partnerschaft und Familie kommen.

Es sollten immer feste Auszeiten von der Baustelle geplant werden. Das ist zum einen wichtig, um weiter als Familie zu bestehen, aber auch dem einzelnen die nötige Erholung vom stressigen Alltag zu geben. Viele Kinder mögen feste Abläufe und Tagesrhythmen und die Baustellenaufgaben können da fest mit eingeplant werden.

Wer Eltern und Schwiegereltern in der Nähe, kann fragen, ob diese zusätzlichen Aufgaben bei der Kinderbetreuung während der Bauphase übernehmen wollen oder können. Ansonsten gibt es noch die Möglichkeiten die Kindergarten- oder Hortzeiten zu verlängern und einen Babysitter zu engagieren.

Sicherheit

Ein wichtiger Punkt ist die Sicherheit auf der Baustelle. Das ist ein heikles Thema, wenn die Kinder am mobil werden sind, denn auf einer Baustelle lauern viele Gefahren. Mit allen Kindern sollten vorher die Gefahren auf der Baustelle besprochen und Regeln festgelegt werden. Wichtig ist immer festes Schuhwerk. Auch sollte nicht gerannt werden und keine Werkzeuge ungefragt angefasst werden.

Kleinere Kinder sollten nie unbeaufsichtigt auf einer Baustelle sein. Mit älteren Kindern und Teenager sollte auch genau geklärt werden, was sie dürfen und was nicht.

Wenn Handwerker vor Ort am Arbeiten sind, sollten die Kinder auch nicht im Weg stehen, um Unfälle zu vermeiden. Bei lauten Arbeiten sollten auch Kinder Gehörschutz tragen und bei staubigen Arbeiten Atemschutz. Das Gehör von Kindern kann schon von Lärm ab 80 Dezibel geschädigt werden. Das entspricht dem Lärm einer großen Straße. Je lauter die Umgebung, desto kürzer sollte die Exposition ohne Gehörschutz sein. Säuglinge sollten lauten Geräuschen gar nicht ausgesetzt werden. Daher sollten Kinder bei bestimmten Arbeiten nicht vor Ort sein.

Auch Schwangere sollten sich den Zeitpunkt der Baustellenbesuche und Arbeiten auf der Baustelle gut überlegen. Hier gilt auch sicheres Schuhwerk und Vermeidung von Stolperfallen. Am besten sollten sich Schwangere an die im Mutterschutzgesetz geltenden unzulässigen Arbeitsbedingungen halten. Dazu gehört auch die Vermeidung von Staub, Lärm und schwerem Heben.

Es gibt Baustoffe, wie z.B. Mineralwolle, die eingebaut keine gesundheitlichen Gefahren mit sich bringen, aber bei der Verarbeitung mit Schutzmaßnahmen einhergehen. Dämmung aus künstlicher Mineralfaser (KMF) gehört dazu, da noch nicht abschließend geklärt ist, ob die feinen Fasern genauso Lungengängig sind wie bei Asbest. Bei diesen Arbeiten sollten sich Kinder jeglichen Alters und Schwangere nicht auf der Baustelle aufhalten.

Wenn du dich für ökologisches und schadstofffreies Bauen interessierst, dann findest du mehr Informationen dazu in unserem E-Book „Nachhaltig Bauen“. Darin findest du Steckbriefe von ca. 50 Baustoffen und deren potentiellen gesundheitlichen Gefahren.

Aktives Helfen

Kinder können je nach Alter schon helfen. Ältere Kinder und Teenager können je nach Fertigkeiten schon aktive Aufgaben übernehmen, wie das Aufschließen der Baustelle, Versorgung der Handwerker oder verschiedene handwerkliche Aufgaben. Es gibt auch die Möglichkeit die Kinder mit handwerklich kindgerechten Aufgaben zu beschäftigen.

Die folgende Liste gibt einen Überblick für verschiedene Aufgaben und Beschäftigungen für Kinder auf der Baustelle:

  • Auf der Baustelle „nach dem Rechten sehen“. Mit den Kindern kann so zusammen der Baufortschritt begutachtet werden. Kinder, die schon mit einer Kamera umgehen können, können schon die fotografische Baudokumentation übernehmen.
  • Aufräumen und Mülleinsammeln machen viele Kinder auch gerne. Beim Aufräumen können gemeinsam die verschiedenen Werkzeuge angeschaut werden und über die Baumaterialien gesprochen werden. Beim Mülleinsammeln findet man den ein oder anderen Schatz. Hier ist allerdings vor scharfen Gegenständen Vorsicht geboten.
  • Viele Kinder können auch schon unterschiedliche Aufgaben beim Schrauben übernehmen. Kleinere Kinder können die Schrauben nachziehen mit ihrem kleinen Schraubenzieher, größere Kinder und Teenager können je nach Fertigkeit mit der Schraubmaschine schon aktiv helfen.
  • Auch die Versorgung der Handwerker wird bei vielen Kindern mit Stolz erledigt. So können Kinder je nach Alter die Aufgaben bekommen, zu schauen, ob noch genug zu Trinken da ist bis hin zum Einkaufen.
  • Als Beschäftigung können Kinder auch mit eigenem Werkzeug schon ihr handwerkliches Geschick testen. So können die Kinder je nach Alter schon auf einem ausrangierten Brett Nägel einhauen und Schrauben versenken. Es gibt Handbohrmaschinen für Kinder, mit denen schon die ersten Löcher eigenständig gebohrt werden können. Mit kleinen kindgerechten Laubsägen können schon die ersten dünnen Bretter geteilt werden oder mit Pfeilen eine Rundung geschaffen werden. Diese Arbeiten sollten aber nicht ohne eine Einweisung und je nach Alter auch nicht ohne Aufsicht erfolgen.
  • Viele Kinder haben auch Spaß am Streichen. Wenn der Boden noch nicht verlegt ist, dann ist es auch nicht so schlimm, wenn getropft wird. Kinder können vor allem an Wänden helfen, die man später nicht mehr sieht, wie im Technikraum oder hinter Schränken. Da ist es auch nicht so schlimm, wenn es die ein oder andere Farbnase gibt oder der Anstrich nicht so gleichmäßig ist. Beim Streichen mit Kindern sollte darauf geachtet werden, dass die Farbe wasserlöslich ist und keine Schadstoffe enthält. Vielleicht mag das Kind die Farbe für das eigene Zimmer aussuchen und eine Wand mit Bildern gestalten.

Einzug

Je nach Länge oder Anstrengungen der Bauzeit kann der Übergang ins neue Haus holprig sein. Dass ist aber von Kind zu Kind sehr unterschiedlich. Am besten sollte der Einzug mit den Kindern besprochen werden.

Kinder können beim Umzug aktiv helfen. Je nach Alter der Kinder, können diese schon aktiv Kisten packen. Auch das gemeinsame Aussuchen und Aufbauen von neuen Möbeln, kann die Vorfreude und Akzeptanz steigern. Bei Kindern mit Angst vor einem Umzug sollten die Vorzüge des neuen Hauses hervorgehoben werden. Wenn die hauptsächlichen Bauarbeiten abgeschlossen sind und es schon fließend Wasser auf der Baustelle gibt, kann man eine kleine Übernachtungsparty mit Isomatten und Schlafsäcken vor dem eigentlichen Umzug planen.

Ist der Umzug geschafft, ist die Arbeit in den meisten Fällen noch nicht abgeschlossen. Meistens muss noch viel geräumt werden, Möbel ausgesucht werden und die ein oder andere Arbeit steht noch aus. Oft ist der Garten noch nicht angelegt.

Für manche Kinder kann diese Zeit des Übergangs schwierig sein, da zum einen das Umfeld neu ist, aber sich auch viele Dinge im Haus noch nicht ihren angestammten Platz gefunden haben. Hier kann es helfen, dass bestimmte Ecken, die z.B. für die Kinder wichtig sind wie das Kinderzimmer, schon so weit es geht fertiggestellt werden. Auch hier können die Kinder je nach Alter und Fertigkeit bei vielen Dingen schon mithelfen. Größere Kinder und Teenager können ihre Zimmer schon selbstständig einräumen. Aber auch kleinere Kinder können helfen, indem sie anreichen oder Kisten leerräumen.

Stehe noch Bauprojekte an, während man im Haus schon wohnt, wird vieles leichter. Die Fahrtwege zur Baustelle fallen weg und die Kinder können sich je nach Alter nebenher schon in ihren eigenen vier Wänden beschäftigen.

Wir wünschen viel Erfolg beim Umsetzen ihres Bauprojektes mit ihren Kindern.

Planungstipps für ein Familienhaus gibt es in dem Artikel „Wie plane ich das perfekte Familienhaus?“

 

Autorin: Ester Karl

Foto: pixabay