Das Haus im Garten als Einheit planen – Umgebung, Pflanzen, Tiere und Witterung bei der Hausplanung miteinbeziehen.

Was schon unsere Vorfahren wussten haben wir in den vergangen Jahrzehnten etwas aus den Augen verloren. Dabei ist es so wichtig, dass das Haus im Garten als Einheit geplant wird und von Beginn an die Umgebung mit einbezogen wird. Es bringt nicht nur mehr Woh-/Lebensqualität, sondern wird auch gerade in Zeiten des Klimawandels immer wichtiger. Es ergeben sich 4 Vorteile:

1. Die Umgebung optimal ausnutzen

Die Grundstücksgrenzen sind gesetzt, der Baurahmen steht fest und der Zugang zum Grundstück erfolgt von der Straße aus. Das sind die drei maßgeblichsten Rahmenbedingungen für den Entwurf eines Hauses. Aber auch innerhalb dieser Grenzen gibt es Spielräume und diese sollten optimal ausgenutzt werden.

Ausrichtung des Hauses nach dem Sonnenverlauf

Ein Haus sollte im besten Fall nach dem Sonnenverlauf ausgerichtet werden. Das betrifft vor allem die Ausrichtung der Dachflächen, um eine ideale Fläche für die Nutzung von Sonnenenergie zu schaffen. Auch wenn für das Bauprojekt erstmal keine PV- oder Solaranlage geplant ist, können die Anforderungen für eine zukünftige Anlage beachtet werden.

Ein zweiter Aspekt ist die Position und Auslegung der Fenster. Idealerweise werden große Fensterflächen nicht im Norden angeordnet. Die Fensterflächen im Süden sollten im Sommer beschattet und im Winter unbeschattet sein. Das kann entweder über eine regelbare Beschattungsanlage wie z.B. Rollläden oder Raffstores erreicht werden, oder über einen ausreichenden Dachüberstand, der die hochstehende Sonne im Sommer verschattet, aber die tiefstehende Sonne im Winter hereinlässt. Durch die intelligente Anordnung von Fenstern und Beschattung kann viel Heiz- und Kühlenergie eingespart werden.

Auch bei der Raumanordnung sollten die Himmelsrichtung beachtet werden. Kühlere Räume wie z.B. Abstellkammern, Treppenhäuser oder Schlafzimmer werden idealerweise im Norden angeordnet.

Wetterexposition beachten

Bei der Planung sollte nicht nur der Sonnenverlauf beachtet werden, sondern auch die Wetterexposition. In Deutschland kommt der Wind meistens aus Westen, d.h. bei Regen wird die Westseite am häufigsten nass. Dass sollte bei der Planung von Fenstern und Dachüberständen beachtet werden. Die Westseite durch den Wind und die Nordseite durch den Mangel an Sonnen sind die Seiten mit der höchsten Verwitterung. Das kann bei der Auswahl der Materialien für die Außenwand beachtet werden. Das ist ein wichtiges Thema, um durch die Anordnung von Garagen oder der Umriss des Hauses Wetter- und Windgeschützte Bereiche zu schaffen.

Erdbewegungen reduzieren

Ein großer Kostenfaktor für viele Bauprojekte sind die Erdbewegungen. Der Abtransport von Erde, vor allem von belasteter Erde kann schnell über 100€ pro Tonne liegen. Die Entsorgung von Erde wird immer schwieriger und es müssen oft weite Strecken dafür zurückgelegt werden. Daher sollte gerade an Hanglage die Lage des Hauses optimiert werden, um den Erdaushub zu reduzieren.

Ein weiterer Grund für die Reduzierung von Erdbewegungen ist der Erhalt der Bodengesundheit. Unberührter Boden ist über viele Jahre gewachsen und bietet Lebensraum für unzählige Tiere. Durch das Abtragen, das wieder einfüllen und verdichten von Erde werden diese Lebensräume zerstört. Daher ist nach einem Hausbau eine Kur für den Boden notwendig, um den optimalen Lebensraum für die Pflanzen im Garten wiederherzustellen. Mehr Informationen dazu gibt es in dem Artikel Garten anlegen Neubau – Tipps vor, während und nach dem Hausbau.

Vor der Hausplanung sollte genau abgewogen werden, ob ein Keller wirklich benötigt wird. Da die meisten Keller aufgrund der Wasserdichtigkeit nur aus Beton gebaut werden können, tragen diese erheblich zur Grauen Energie eines Gebäudes bei.

Wie schon Frank Lloyd Wright sagte: „Der Keller ist der Ort ist, an dem Dinge aufbewahrt werden, die man schon vor 20 Jahren hätte wegwerfen sollen.“

Wasserressourcen schonen

Das Wasser kommt i.d.R. aus der direkten Umgebung. In Gebieten mit Wasserknappheit wird die effektive Nutzung der Ressource Wasser immer wichtiger. Auch beim Hausbau sollte das mit bedacht werden.

Regenwasser sollte vor Ort versickert oder sogar genutzt werden. Regenwasser kann gesammelt, gespeichert und z.B. für die Toilettenspülung oder die Gartenbewässerung genutzt werden. Mehr Informationen dazu sind in dem Artikel Regenwasser nutzen – für Haus und Garten zusammengestellt.

Die Einleitung von Regenwasser in den Abwasserkanal hat den Nachteil, dass für Starkregenereignissen die Regenrückhaltebecken oft nicht groß genug sind und überlaufen. Da es in den meisten Kommunen Mischwasserkanäle gibt, gelangen somit ungeklärte Abwässer in die Gewässer. Deshalb sollte schon früh in der Bauplanung die Nutzung von Regenwasser, bzw. die Versickerungsmöglichkeiten mit eingeplant werden.

Dachbegrünungen

Da das Anpflanzen von Dachbegrünung in vielen Fällen nachträglich schwer möglich ist, da die Statik der Gebäude nicht dafür ausgelegt ist, sollte eine Dachbegrünung rechtzeitig mit eingeplant werden. Flachdächer mit einer Kiesschüttung können zwar nachträglich zu Grünflächen umgewandelt werden, aber das ist viel Aufwand.

Eine Dachbegrünung vereint viele Vorteile wie z.B.:

  • Verbesserter winterlicher und sommerlicher Wärmeschutz.
  • Schaffung von Lebensraum für Insekten und Nahrungsquelle für Vögel.
  • Schutz des Daches vor Wettereinflüssen.
  • Ausgleich für die Versiegelung von darunterliegenden Flächen.

Mehr Informationen zum Themadachartikel gibt es in dem Artikel Dachbegrünung.

2. Der Garten als Erweiterung des Wohnraumes

Wenn die Anordnung der Terrassen und der Zugänge vom Haus in den Garten von Anfang an mit geplant werden, dann kann der Garten den Wohnraum ergänzen.

Garten als Erweiterung der Innenräume

Wenn die Terrassen und der umliegende Garten intelligent geplant werden, dann kann das Außengelände als Erweiterung der Innenräume genutzt werden. So machen zum Beispiel viele Bauherr*innen den Fehler nur eine Terrasse an der Südseite anzuordnen. Gerade im Sommer sind Terrassen an der Südseite nicht nutzbar. Im Idealfall gibt es an allen vier Seiten des Hauses Aufenthaltsmöglichkeiten mit Sitzgelegenheiten und Zugängen von innen. So kann je nach Jahreszeit und Wetter der optimale Aufenthaltsort ausgewählt werden.

In dem Zuge sollte auch über Laufwege nachgedacht werden. So ist zum Beispiel die Überlegung welcher Außensitzplatz am ehesten für Mahlzeiten genutzt wird und die Position der Küche zu bedenken.

Ebenso spielt die Beschattung der Sitzflächen eine wichtige Rolle. Die Planung von Fundamenten für zum Beispiel eine Pergola sollte idealerweise mit der Erdbauplanung erfolgen, denn so kann viel Geld und Aufwand gespart werden.

Durch die Anordnung von bodentiefen Fenstern kann auch ein Stück Natur in den Innenraum geholt werden.

Der Garten als Supermarkt

Viele Gartenbesitzer möchten zumindest einen kleinen Teil ihres Gartens für den Obst- und Gemüseanbau nutzen. Bei Planung eines Pflanzgartens sollten die Flächen früh berücksichtigt werden, damit diese nicht für andere Dinge verplant werden. Dabei ist es vor allem wichtig den Standort von einem Gewächshaus zu bedenken. Gewächshäuser sollten am besten eine Firstausrichtung von Ost nach West haben und sonnig, aber windgeschützt stehen.

In kleinen Gärten oder Gärten mit schwierigen Bodenverhältnissen lohnt sich die Anschaffung oder der Bau von Hochbeeten. Für diese wird eine ebene feste Standfläche benötigt. Wenn Hochbeete früh mit eingeplant werden, dann können diese als Strukturgebende Elemente für den Garten genutzt werden.

Ebenso kann ein küchennahes Kräuterbeet die selbstgekochten Gerichte aufpeppen. Für Naschkatzen lohnt sich die Überlegung, statt Hecken oder Sichtschutzelemente aus Holz oder Stein zu bauen, Beerensträucher einzusetzen. Dafür sollten Rankhilfen mit eingeplant werden.

Wer ganzheitlich ökologisch unterwegs ist und sich möglichst selbstversorgen will, sollte sich mit dem Thema Permakultur beschäftigen und dies schon früh bei der Hausbauplanung beachten.

3. Garten als Winter- und Sommerschutz

Der Garten liefert aber nicht nur Nahrung, sondern kann intelligent geplant einen beträchtlich Beitrag zum Winter- und Sommerschutz leisten.

Pflanzen im Garten kühlen die Umgebung

Kies-, Schotter und anderen Stein- und Betonflächen können sich im Sommer schnell auf über 70 Grad Celsius aufheizen. Diese Wärme kann zu Verbrennungen an den Füßen führen und strahlt auf das Haus ab, wodurch dieses zusätzlich erwärmt wird. Wer im Sommer ein kühles Haus haben will, ist daher gut beraten, auf große gepflasterte und geschotterte Flächen zu verzichten. Rasenflächen sind auch bei hohen Außentemperaturen noch barfuß begehbar. Auch Holzterrassen heizen sich langsamer als Steinterrassen auf.

Bereiche mit Pflanzen heizen sich langsamer auf, da durch eine kontinuierliche Verdunstung die Umgebungsluft gekühlt wird.

Schattenspendende Pflanzen im Sommer

Im Sommer ist es vor allem wichtig Schatten auf die Terrassen und in den Garten zu bringen, damit man diesen auch uneingeschränkt nutzen kann. Schatten kann durch Markisen, Überdachungen oder eben auch durch Pflanzen erreicht werden.

Große Bäumen werfen viel Schatten, brauchen aber auch viel Platz und sollten daher frühzeitig mit eingeplant werden. Genau dasselbe gilt für große Hecken und Büsche.

Eine Besonderheit kann man durch Laubabwerfende Pflanzen erreichen. Diese lassen im Winter die Sonne herein und spenden Schatten im Sommer. Das Kann zum Beispiel als Beschattung von Fensterflächen oder sogar als Überdachung genutzt werden. Bestimmte Kletterpflanzen wie zum Beispiel Wein und Hopfen eignen sich dafür hervorragend.

Pflanzen halten Wind und Wetter ab

Umgekehrt kann eine intelligente Bepflanzung das Haus vor winterlichen Einflüssen schützen. So können Hecken, Sträucher und Bäume, auch ohne Laub, Wind und Regen in Teilen abhalten. Daher kann die Bepflanzung die Verwitterungseffekte am Haus in Teilen reduzieren.

Die Gartenbepflanzung wird für den Klimawandel immer wichtiger. Denn die richtige Bepflanzung sorgt dafür, dass der Boden nicht austrocknet und Regen gut aufgenommen werden kann.

Botanik der Umgebung mit einbeziehen

Bei der Planung des Hauses sollte schon die bestehende Fauna und Flora berücksichtigt werden, damit frühzeitig entschieden werden kann, ob vorhandene, vor allem alte Bäume und Pflanzen, erhalten werden können. Diese Pflanzen haben den Vorteil, dass sie durch ihre Größe schnell als Sonnen-, Wind- und Sichtschutz dienen können. Jungpflanzen brauchen oft viele Jahre, bis sie diese Aufgaben erfüllen können. Auch alte große Hecken an Straßenrändern bieten nicht nur vielen Vögeln Unterschlupf, sondern tragen effektiv zum Schallschutz bei.

Bevor Grundstücke frei gemacht werden, muss mit der örtlichen Landschaftschutzbehörde geklärt werden, ob die Beseitigung von Bäumen und Sträuchern überhaupt erlaubt ist. So kann z.B. das unerlaubte Entfernen von alten Hecken mehrere tausend Euro Strafe kosten. Mehr Informationen dazu gibt es in dem Artikel Garten anlegen Neubau – Tipps vor, während und nach dem Hausbau.

4. Garten als Lebensraum für Tiere und Menschen

Der wichtigste Vorteil eines guten Zusammenspiels von Haus und Garten ist die Schaffung von Lebensräumen für Tiere, Insekten und Menschen. Alle Hausbesitzer*innen haben für ihr kleines Stück Land die Verantwortung etwas zur Artenvielfalt beizutragen.

Die Erhaltung der Grundlagen für die Insekten und die Tierwelt wird für uns überlebenswichtig werden und deshalb sollte man bei der Schaffung eines Heimes für den Menschen auch die Schaffung von Lebensraum für Tiere und Insekten mitbedenken.

Eine Überlegung ist, wie viel Zeit man in den Garten investieren will. Es gibt viele Möglichkeiten einen pflegeleichten und Artenreichen Garten zu gestalten. Zum Beispiel können langsam wachsende Bäume und Sträucher gewählt werden, die nicht so oft geschnitten werden müssen. Neophyten wie zum Beispiel der beliebte Kirchlorbeer oder die Glanzmispel bieten keinen Lebensraum und keine Nahrungsquelle für einheimische Vögel und Insekten, sind aber durch ihre Schnellwüchsigkeit sehr pflegeaufwendig.

Statt Rasen, der aufwendig gepflegt werden muss, können Bereiche des Gartens mit einer Blumenwiese angelegt werden, die nur ein oder zweimal im Jahr gemäht werden muss. Wer trotzdem kurzgehaltene Bereiche benötigt, kann zum Beispiel Klee ansähen, der nicht gedüngt oder gewässert werden muss.

Dichte Bodendecker zwischen Bäumen und Sträuchern halten unerwünschte Beikräuter fern und bieten gleichzeitig Lebensraum und Nahrungsquelle für viele Insekten und Tiere. Da kann man getrost auf Unkrautvlies und Schotterflächen verzichten.

 

Autorin: Ester Karl

Foto: baugorilla