Nachhaltig Bauen gewinnt immer mehr an Bedeutung – sowohl im Neubau als auch in der Altbau-Sanierung. Dabei geht es um Energieeffizienz, die Wohngesundheit und auch die ganzheitliche Ökobilanz – oder den ökologischen Fußabdruck. Hier findest du Grundlagen, Wissen und wichtige Eckpunkte in übersichtlicher Form. Für noch mehr Infos dazu schau dir auch unser E-Book Nachhaltig Bauen an.

Energieeffizienz optimieren

Gesetze und Förderungen

Ein Viertel des deutschen Stromverbrauchs wird von privaten Haushalten verwendet. Davon wird der größte Anteil für das Heizen und die Warmwasseraufbereitung benötigt. Durch den deutschen Strommix mit ca. 40% Kohlestrom und vielen sanierungsbedürftigen Altbauten mit Öl- und Gasheizungen tragen die Haushalte einen großen Teil zum CO2-Ausstoß bei. Das ist einer der Gründe warum die Bundesregierung vor allem energieeffiziente Bauweisen und Sanierungen fördert:

In Deutschland werden die energetischen Anforderungen an ein Gebäude seit November 2020 durch das Gebäude-Energie-Gesetz geregelt:

Maßnahmen

Für die Optimierung der Energieeffizienz eines Hauses sind die richtige Planung und die Ausführung enorm wichtig. Für die verschiedenen Energiestandards müssen unterschiedliche Anforderungen erfüllt werden. Dabei geht es einerseits darum die Wärmeverluste über die Gebäudehülle zu reduzieren. Andererseits geht es auch darum, die nötige Wärme und Energie möglichst nachhaltig zu gewinnen. Viele Bauprojekte verbessern ihre Klimabilanz durch den Einsatz von erneuerbaren Energien oder erzeugen Strom oder Heizenergie sogar selbst.

Wärmeverluste reduzieren

Technische Anlagen und Energie

Einige Tipps wie sich durch richtiges Planen und Wohnen Energie sparen lässt findest du hier.

Wohngesund Bauen

Da eine gute Energieeffizienz auch mit umweltschädlichen oder gar gesundheitsbelastenden Baustoffen erreicht werden kann, ist ein wichtiger Schwerpunkt von nachhaltigem Bauen die Wahl von ökologischen und gesunden Baustoffen. Ökologische Baustoffe verbessern in den meisten Fällen die Raumluft, wodurch effektiv die Wohngesundheit der Bewohner positiv beeinflusst werden kann.

Der Mensch verbringt die meiste Zeit des Tages in geschlossenen Räumen, darum ist ein gesundes Innenraumklima so wichtig. Die drei Kernelemente für ein gutes Raumklima sind: eine ausreichende Belüftung; eine gleichmäßige Wärmeverteilung und die Auswahl von wohngesunden Baustoffen.

  • Natürliche und möglichst wenig bearbeitete Materialien sind oft auch ökologisch und wohngesund, zum Beispiel Lehm oder unbehandeltes heimisches Holz (Baustoll Holz, Vollholzboden, Massivholzhaus etc.).
  • Siegel, Verbände und Plattformen können bei der ökologischen Bewertung von Bauprodukten helfen (zB: Blauer Engel, Euro-Blume, natureplus, eco-INSTITUT-Label, IBR-Prüfsiegel, ToxProof, EMICODE, FSC, PEFC, Naturland, GuT-Teppich-Siegel, Rugmark, Korklogo etc.).
  • Schadstoffe in Innenräumen vermeiden – Es hilft das beste und ökologischste Baumaterial nicht, wenn danach Schadstoffe zum Beispiel durch Möbel, Lacke, Kunststoffe, Bauschaum oder Ähnliches eingebracht werden.
  • Auch Schimmel ist eine Belastung für die Raumluft und Gesundheit, dessen Entstehung sollte vor allem konstruktiv verhindert werden.
  • Allergiker können durch verschiedene Maßnahmen, wie z.B. die Auswahl von pflegeleichten Oberflächen und einer Belüftungsanlage mit Filtern, Linderung von Symptomen erreichen. Hier zum Beitrag: Hausbau für Allergiker
  • Vergleiche auch die allgemeine Eigenschaften von Bauteilen und die verschiedenen Bauweisen miteinenader.

Ökobilanz

Wer sein Gebäude ganzheitlich betrachten will, sollte neben der Energieeffizienz und der Auswahl von wohngesunden Baustoffen noch weitere Punkte beachten.

Die Baustoffe und das gesamte Gebäude sollten idealerweise während der Rohstoffgewinnung, der Herstellung, der Verarbeitung, der Wohnphase, des Abbruches und der Entsorgung möglichst wenig Belastend für die Umwelt sein. Viele Baustoffe verbrauchen aber sehr viel Energie bei der Rohstoffgewinnung und Produktion oder sind nicht recyclingfähig bzw. nur thermisch verwertbar. Auch die Nutzungsdauer von Bauteilen und spielt dabei eine wichtige Rolle.

Beachtet man den kompletten Lebenszyklus eines Bauwerks von der Rohstoffgewinnung bis hin zur Entsorgung nennt man das eine „Ökobilanz“, „Life-Cycle-Betrachtung“ oder den „ökologischen Fußabdruck“. Einen Überblick mit konkreten Werten zur Umweltbelastung, CO2-Emissionen und zur grauen Energie von Bauteilen findest du hier:

Ökobilanz-Datenbanken für Baustoffe

Wer sich noch tiefer damit befassen möchte und die Ökobilanzen von einzelnen Bauteilen selbst zusammenstellen will: im Internet gibt es dazu bereits frei zugängliche Datenbanken für viele verschiedene Baumaterialien:

  • Ökobaudat-Datenbank des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat. Diese sogenannten Environmental Product Declarations (EPD) listen Angaben über Energiebedarf, CO2-Ausstoß und viele weitere umweltrelevanten Angaben.
  • KBOB – Ökobilanzdaten im Baubereich der Vereinigung der öffentlichen Bauherren der Schweiz;

Gebäude-Zertifizierungssysteme

Viele große Bauprojekte stellen detaillierte Ökobilanzen auf, um ein Optimum zwischen allen Komponenten und Aspekten zu erreichen. Das lohnt sich selten für kleine Bauprojekte wie z.B. Einfamilienhäuser, aber dennoch sollten natürlich verschiedene Punkte beachtet werden. Beispiel für solche Zertifizierungssystem sind:

Planungstipps

Durch eine geschickte Planung kann der ökologische Fußabdruck eines Gebäudes effektiv verringert werden. Unsere Planungstipps findest du hier:

Auch sehr einfache und günstige Mittel haben einen durchaus großen Effekt:

  • Durch gutes Einfügen des Gebäudes in die Umgebung können Erdbewegungen und damit auch die Kosten und die Auswirkungen auf die unmittelbare Bodengesundheit reduziert werden.
  • Die Ausrichtung des Gebäudes nach der Sonne kann nicht unwesentlich dazu beitragen Heizwärme zu sparen.
  • Durch die Einbeziehung von Pflanzen kann das Raumklima positv beeinflusst werden: Zum Beispiel Bäume zur sommerlichen Beschattung großer Glasflächen oder eine Dachbegrünungen.
  • Allergiker können durch verschiedene Maßnahmen, wie z.B. die Auswahl von pflegeleichten Oberflächen und einer Belüftungsanlage mit Filtern, Linderung von Symptomen erreichen
  • Leicht zugängliche, kontrollierbare und austauschbare Konstruktionen können die Lebensdauer von Bauteilen erhöhen, Instandhaltungsmaßnahmen und deren Kosten stark reduzieren.

Leider gibt es Firmen, die versuchen durch Greenwashing ihre Produkte und Häuser ökologischer darzustellen, als sie sind. Daher ist es wichtig, dass Bauherr*innen, die Wert auf eine nachhaltige Bauweise legen, die Produkte und Gewerke genau hinterfragen. Das nötige Wissen dazu ist in unserem E-Book Nachhaltig Bauen übersichtlich zusammengestellt.

 

Autorin: Ester Karl