Warum ist der Keller feucht? Wie entsteht Schimmel in der Wohnung? Und was tun gegen den feuchten Keller und den Schimmelpilzbefall in der Wohnung? Der Bausachverständige Kevin Rink verrät uns die wichtigsten Fakten im Interview.

Zur Person: Kevin Rink ist Sachverständiger und Vertriebsleiter bei ISOTEC-Gehrmeyer (mit TÜV geprüfter Qualifikation). Er ist auf die Beurteilung und Sanierung von Feuchteschäden und Schimmelpilzbefall in der Wohnung / im Haus spezialisiert.

Was sind die typischen Gründe für einen feuchten Keller?

Vorab sollte man einer die häufigsten Ursachen für Feuchtigkeit in und an Kellerwänden kennen:

  1. Spritzwasser
  2. Sicker, Hang u. Schichtenwasser
  3. Aufsteigende Feuchtigkeit
  4. Leckage in Rohrleitungen
  5. Hygroskopische Feuchtigkeit
  6. Neubaufeuchte

Auf die häufigsten möchte ich kurz genauer eingehen:

Gerade in Bestandsimmobilien dringt die Feuchtigkeit oft seitlich durch das Mauerwerk ein, da die Außenabdichtung nicht mehr funktional ist.

Zuzüglich gibt es die Problematik, meist an Immobilien mit Streifenfundamenten, mit kapillar aufsteigender Feuchtigkeit. Diese tritt in Erscheinung, wenn die Mauerwerksaufstandsflächen Kontakt zum feuchten Erdreich haben und die Horizontalabdichtung nicht mehr funktional ist.

Was tun bei feuchtem Keller? Welche Sanierungs-Maßnahmen gibt es um einen feuchten Keller dauerhaft trocken zu legen?

Bei seitlich durch das Mauerwerk eindringender Feuchtigkeit ist bauphysikalisch eine Abdichtung der erdberührten Wandflächen von außen die optimale Lösung. Diese verhindert jeglichen Eintritt von Feuchte ins Mauerwerk.

Sollten die durchfeuchteten Wände von außen nicht zugänglich sein (z.B. überbaut), so kommt eine professionell durchgeführte Innenabdichtung zum Einsatz. Diese Sanierung ist eine technisch sinnvolle Alternative. Denn ein Feuchteeintritt in den Innenraum des Kellers wird, wie auch bei der Außenabdichtung, zuverlässig verhindert.

Tritt zusätzlich noch Feuchtigkeit durch Kapillarität in das Mauerwerk ein, so kommt unsere patentierte Horizontalsperre mittels Paraffin zum Einsatz. So hat die kapillare Feuchtigkeit keine Chance mehr!

Was sind die typischen Gründe für Schimmel in der Wohnung?

Mit einer der häufigsten Ursachen für Schimmel in der Wohnung sind Kondensationsschäden. Gerade in den kälteren Herbst/-Wintermonaten, sind die Wandinnenseiten kühl, aufgrund mangelnder Wärmedämmung oder durch Wärmebrücken. Das Resultat ist der Ausfall von Kondenswasser. Diese Feuchte kann zur Bildung von Schimmelpilzen führen.

Was sind Wärmebrücken?*

Eine Wärmebrücke ist eine Stelle des Gebäudes, an dem die Wärme schneller nach außen gelangt als an den restlichen Stellen. Der Grund dafür kann in der Geometrie oder aber auch am Material liegen.

Wärmebrücke
Geometrische Wärmebrücke und materialbedingte Wärmebrücke
  • Geometrische Wärmebrücke sind z.B. Hausecken. Die Wandoberfläche an der kalte Außenseite ist viel größer als die Wandoberfläche im Innerem. Daher kühlen Ecken besonders schnell aus.
  • Materialbedingte Wärmebrücke sind an den Stellen an denen Materialien mit schlechteren Dämmeigenschaften verwendet werden. ZB. Stahl- oder Betonteile die die Wand durchstoßen, Bereiche von schlecht gedämmten Fenstern oder Fassadenanker.

Neben den Heizwärmeverlusten sind Wärmebrücken vor allem deshalb schlecht, weil es in diesen kälteren Bereichen auch feucht wird. Es kondensiert die wassergesättigte warme Luft an kalter Oberfläche (Tauwasserbildung). Infolge dessen kann es zur Schimmelbildung oder anderen Feuchteschäden kommen.

*Infos von der Redaktion ergänzt.

Was tun gegen Schimmel in der Wohnung? Welche Sanierungs-Maßnahmen gibt es?

Vorab sollten bis zur Sanierung in jedem Fall immer Sofortmaßnahmen (z.B. Abschotten der befallenden Fläche) ergriffen werden, um Gesundheitsrisiken vorzubeugen.

Unsere Schimmelpilzschadensanierung (welche den bundesweit geltenden Richtlinien und Leitfäden zur Behebung von Schimmelpilzen entspricht) beginnt mit der Abschottung des Schwarzen und weißen Bereichs. Der schwarze ist der kontaminierte und der weiße der nicht kontaminierte Bereich. Zusätzlich verhindern Unterdruckgeräte die Verteilung der Schimmelpilzsporen. Im nächsten Schritt werden die befallenden Flächen/Materialien entfernt und fachgerecht entsorgt. Im Anschluss erfolgt die Desinfektionsmaßnahme, die evtl. noch vorhandene Pilzreste u. Sporen abtötet. Befallendes Mobiliar wird, wenn noch möglich, während der Sanierungszeit zwischengelagert.

Das Ziel der Schimmelpilzschadensanierung ist: Hygiene und gesundes Wohnen!

Dieser Vorgang wird mittels einer Kontrollmessung im Anschluss und als letzter Arbeitsschritt der Sanierung gemessen u. geprüft. Erst bei positiven Ergebnis ist das Ziel erreicht 😊.

Kondenswasser*

In der Wohnung ist Kondenswasser (auch Tauwasser genannt) der Hauptgrund für feuchte Bauteile. Kondenswasser bildet sich überall dort, wo warme, feuchtigkeitsgesättigte Luft auf kalte Oberflächen trifft. Typische Orte für eine solche Kondenswasserbildung sind:

  • Im Bereich von Wärmebrücken (Hausecken, Fensterbereiche, Balkone, Fassadenanker…)
  • Im Inneren von Außenwänden. Bei mehrschichtigen Wandaufbauten kann es zwischen zwei Schichten zur Tauwasserbildung kommen. Grundsätzlich ist das noch nichts Schlimmes, es muss dann allerdings nachgewiesen werden: dass erstens die Bauteile dadurch nicht beschädigt werden (Korrosion, Schimmel) und zweitens das Wasser in der Verdunstungsperiode wieder verdunsten kann.

Was tun gegen Kondenswasser? Konstruktionsfehler wie geometrische Wärmebrücken oder falsche Wandaufbauten sollten vermieden bzw. behoben werden. Ansonsten ist es relativ einfach: entweder muss die Feuchtigkeit reduziert oder die Temperatur erhöht werden, oder beides:

  • Feuchtigkeit reduzieren: z.B. durch regelmäßiges Stoßlüften, durch verwenden eines Dunstabzugs beim Kochen, eines Badlüfters oder eine Lüftungsanlage etc.). Achtung, Dauerlüften ist ganz schlecht, da damit auch die Temperatur im Raum und an den Oberflächen gesenkt wird, wodurch der Taupunkt noch schneller erreicht wird.
  • Temperatur erhöhen, sodass auch bei Feuchtigkeit in der Luft kein Tauwasser gebildet wird. Das geschieht ganz einfach durch Heizen der betroffenen Räume.
  • Wenn durch Kondenswasser im inneren von Bauteil Schäden entstehen, zB. Schimmel an den Wänden wegen einer durchfeuchteten Wärmedämmung, dann bleibt nichts anderes übrig als im Inneren eine Dampfbremse anzubringen.

*Infos von der Redaktion ergänzt.

Was würden Sie Häuslebauern raten? Was soll beim Neubau/Umbau berücksichtigt werden um die Gefahr von Schimmel und Feuchte im Haus zu minimieren?

Für alle Häuslebauer habe ich 5 Tipps:

  1. Auf ausreichende Bautrocknung achten! Wichtig: Für das spätere stressfreie u. gesunde Wohnen ist es unverzichtbar schon während der Projektierung des Neubaus eine umfassende Bautrocknung einzuplanen.
  1. Häufiges Lüften! Auch nach Trocknungen weisen Neu/-Umbauten noch gewissen Restfeuchtigkeiten auf. Deshalb solltet Ihr mehrmals am Tag STOß-Lüftungen durchführen und Luftfeuchtigkeitswerte von unter 60% einhalten.
  1. Zusätzliche Feuchte vermeiden! Trocknet die Eure Wäsche nicht in Wohnräumen, lasst das Wasser nicht ohne Dunstabzugshaube auf dem Herd kochen und vermeidet langes Duschen mit heißen Wasser bei geschlossenem Badezimmerfenster.
  1. Heizen hilft! Heizt auch in der Herbst- und Frühlingszeit. Mit dem passenden Lüftungsverhalten, siehe Tipp 2., kann so viel Neubauchfeuchte beseitigt werden.
  1. Die Wände „atmen lassen“! Stellt Eure Kleiderschränke mit mind. 10cm Abstand an die Außenwände. Vermeidet während des Einwohnens Wandverkleidungen u. großformatige Bilder. In den ersten Monaten sollten auch auf luftdichte Tapeten u. Farbanstriche verzichtet werden.

Schimmel an den Wänden entfernen*

Wenn Wandoberflächen von Schimmel befallen sind bekommt erstmal jeder einen Riesenschreck! Aber wenn der Schimmelbefall noch nicht so lange besteht und die Größe der befallenen Fläche überschaubar ist, kannst du auch erstmal selbst versuchen die Lage in den Griff zu bekommen:

  1. Atemschutz und Handschuhe anziehen.
  2. Textilien die vom Schimmel befallen sind am besten sofort entsorgen.
  3. Entferne den Schimmel mit einem trockenem Tuch zB: einer Küchenrolle. Ensorge die verwendeten Tücher immer sofort.
  4. Danach muss die Flächen mit reinem Alkohol (zB. Brennspiritus) gereinigt werden. Verwende auch dafür immer wieder frische Tücher und entsorge die verwendeten Tücher immer sofort. Danach muss die Wand mindestens 30 Minuten (besser länger) trocknen.
  5. Wiederhole den Punkt 4.) insgesamt dreimal.
  6. Die Stelle solltest du nun offenlassen (keine Möbel oder ähnliches vorstellen). Der Raum muss in Zukunft gut geheizt und gelüftet werden und du solltest die Stelle weiter im Auge behalten. Wenn die Wand trocken bleibt und der Schimmel nicht wiederkommt, kann die Stelle wieder weiß gestrichen werden und die Sache ist erledigt.

*Infos von der Redaktion ergänzt.

Können Feuchteschäden und Schimmel in der Wohnung durch richtiges Nutzerverhalten reduziert werden?

Defintiv !!!

Neben den schon o.g Tipps sollte folgendes beachtet werden:

Gerade bei Immobilien und Wohnungen aus den „älteren“ , Baujahren, z.B. 50-60 er Jahren, sind die Wärmedämmeigenschaften oft nicht ausreichend. Wenn die Lüftung dann nur unzureichend und durch Kipplüftung ausgeführt wird, ist das Risiko einer Bildung von Schimmelpilzen gerade im Wand-Deckenbereich enorm hoch.

Vermeidet in Räumen, die ins Verhältnis gesetzt kleiner sind, sehr viele Pflanzen, Wäschebügeln, Wäschetrocknen, Latexfarbanstriche etc.

Im Keller ist das richtige Lüften ebenfalls unabdingbar. Tagesaktuell, gerade an den heißen Sommertagen, solltet Ihr nur spät abends oder sehr früh morgens die Kellerfenster zum Lüften öffnen. Lasst Eure Kellerfenster nicht 24/7 geöffnet. Ich weiß man meint es gut, nur leider ist dies sehr kontraproduktiv, da sich eine enorme Menge an Kondenswasser im Keller bilden kann.

 

Vielen Dank für das Interview!

 

Foto: Kevin Rink