Energiesparen in 11 Punkten – optimiere Planung und Verhalten und du wirst Energie in den Bereichen Heizwärme, Warmwasser und Strom einsparen können.

Gut zu wissen: Unter den 10 größten Klimasündern in Europa stehen 7 Kohlekraftwerke. Da der deutsche Strommix immer noch zu fast 40% aus Kohlestrom besteht, kann man durch Energiesparen direkt etwas zum Klimaschutz beitragen. Ungefähr ein Viertel des deutschen Stroms wird in privaten Haushalten verbraucht. Davon fällt fast dreiviertel auf das Heizen. Mit einem Durchschnittlichen Strompreis von knapp über 30 Cent/kWh wird so einiges an Vermögen „verheizt“.

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Beim Thema Energiesparen sind private Bauherren hauptsächlich von der Primärenergie, die zum Heizen und zur Warmwasseraufbereitung herangezogen wird, und dem Direktstrom, der für die technischen Anwendungen im Haus bezogen wird, betroffen. Folgende 11 Bereiche haben Einfluss auf den Energiebedarf eines Hauses:

Primärenergie - BautechnischPrimärenergie - WohnverhaltenDirektstrom
WärmedämmungRaumtemperaturEnergiesparende Geräte
HeizungDuschenStandby-Modus
FensterLüftenSmart Home
LüftungErneuerbare Energien

Zur Vereinfachung des Textes wird als Einheit kWh verwendet. Ein Liter Heizöl und 1 m3 Gas können ungefähr mit 10 kWh umgerechnet werden.

1. Ausreichend Wärmedämmung

Bei der Hausplanung ist es wichtig, die Energieeffizienz des Hauses festzulegen. Diese wird hauptsächlich durch eine Verringerung der Transmissionswärmeverluste erreicht.

Einsparungspotential Wärmedämmung – vereinfachtes Beispiel

Laut den aktuellen Anforderungen des GEG Gebäude-Energie-Gesetz sollte der Heizwärmebedarf 70 kWh/(m²a) nicht überschreiten. Wenn man als Beispiel ein 150qm großes Haus und einen durchschnittlichen deutschen Strompreis von ca. 30 Cent/kWh annimmt, dann ergibt das 3.150 €/Jahr für das Heizen. Ein KfW 55 Haus sollte 55% darunter liegen. Dadurch können alleine 1.732,50 €/Jahr eingespart werden. Natürlich sind höhere Investitionskosten, um einen höheren Energiestandard zu erreichen, notwendig, aber die amortisieren sich i.d.R. nach einigen Jahren.

Welche Wärmedämmungen es gibt wird ausführlich im Dämmstoffvergleich beschrieben.

2. Moderne Heizung

Ebenso ist die Effizienz der Heizung und der Warmwasseraufbereitung wichtig. Alte Heizungen können die Energieträger nicht so effizient in Wärme umwandeln wie neue Geräte. So haben moderne Brennwert-Gasheizungen bis zu 20% bessere Wirkungsgrade.

Dadurch lohnt sich oft der Austausch von Altgeräten. Diese amortisieren sich sehr schnell, weil zurzeit viele Förderungen für energetisches Sanieren beantragt werden können.

Einsparungspotential Heizung – vereinfachtes Beispiel

Wenn das 150qm große KfW 55 Haus (Heizwärmebedarf von 4.725 kWh/a) aus dem ersten Beispiel mit einer alten Gasheizung mit einem Wirkungsgrad von 90% beheizt wird, dann können durch den Einbau von einer neuen Gastherme mit einem Wirkungsgrad von 100% alleine schon 525 kWh/Jahr bzw. 157,50 €/Jahr nur für das Heizen eingespart werden.

Welche Heizung sich am meisten lohnt, wird im Heizsysteme-Vergleich beschrieben.

3. Gute Fenster

Die meiste Heizenergie geht durch die Fenster verloren. Als Neubaustandard gilt seit einigen Jahren die Dreifachverglasung mit U-Werten (Wärmedurchgangskoeffizient) von 0,9 W/m2K oder besser. Zweifachverglasung liegen in der Regel im Bereich von 1,3 W/m2K. Dreifachverglasung ist i.d.R. 10% teurer, aber der Aufpreis amortisiert sich schon nach kurzer Zeit.

Einsparungspotential Fenster – vereinfachtes Beispiel

Wenn man in der kalten Jahreszeit eine Temperaturdifferenz zwischen Innenraum und Außen von 20°C annimmt und eine Fensterfläche an einer Hausseite von 10m2, dann werden alleine an diesem Tag durch die Dreifachverglasung 1,92 kWh Heizenergie eingespart. Bei kälteren Tagen noch mehr.

Alle Informationen zu den verschiedenen Fenstern auf dem Markt wurden im Fenster-vergleich zusammengefasst.

4. Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung

Alle Zimmer sollten regelmäßig gelüftet werden. Für Neubauten wird ein kompletter Luftaustausch alle 2 Stunden empfohlen. Das ist zum einen wichtig, damit durch den regelmäßigen Luftaustausch die CO2 Konzentration der Innenluft nicht zu sehr ansteigt und zum anderen, damit Feuchtigkeit in der Luft nicht zu Schimmelbildung führt. Neubauten sind i.d.R. besonders dicht und es findet kein Luftaustausch mehr durch Undichtigkeiten statt. Am bequemsten und einfachsten erreicht man das durch eine Lüftungsanlage. Obwohl diese Anlagen, egal ob dezentral oder zentral, mit Strom betrieben werden, kann man doppelt mit der Installation sparen. Moderne Lüftungsanlagen, erreichen eine Wärmerückgewinnung von 70-90%. Die Einsparungen an Heizenergie sind i.d.R. wesentlich höher als der benötigte Strom für den Betrieb der Anlagen und so amortisieren sich die Mehrinvestitionen nach einigen Jahren.

Einsparungspotential Lüftungsanlage – vereinfachtes Beispiel

Wenn man in der kalten Jahreszeit eine Temperaturdifferenz zwischen Innenraum und Außen von 20 Grad Celsius annimmt und die Luft von einem 100m3 großen Raum einmal ausgetauscht werden soll, dann gehen ohne Wärmerückgewinnung beim Lüften 0,67 kW Heizenergie verloren (Annahme Wärmekapazität Luft von 1,2 J/m3K und 1 MJ = 0,2778 kWh). Durch eine Wärmerückgewinnung von 85% gehen nur 0,1 kW verloren. Auf das ganze Haus und das ganze Jahr gerechnet, kommt da eine ordentliche Summe Einsparungen zusammen, denn effiziente Lüftungsanlagen verbrauchen weniger als 0,45 W pro m3 Luftaustausch.

5. Niedrige Raumtemperatur

Das Temperaturempfinden von Menschen ist sehr unterschiedlich, aber es ist Fakt, dass jeder Grad wärmer in der Wohnung die Rechnung für die Heizkosten in die Höhe treibt. Der Umkehrschluss ist, dass wenn man sich auf eine niedrigere Raumtemperatur einlässt, Geld sparen kann. Die Spannweite der Einsparungen ist aber sehr groß, denn sie hängt von der Energieeffizienz des Hauses ab. Bei modernen Häusern, die nach KFW 55 oder besser gebaut wurden, sind die Einsparungen wesentlich geringer als bei Altbauten mit alten Heizkesseln.

Einsparungspotential Raumtemperatur – vereinfachtes Beispiel

Wenn man vereinfacht die Wärmekapazität (1,2 J/m3K) der Raumluft betrachtet dann ergeben sich bei einer 1°C geringere Raumtemperatur von einem 100m3 großem Raum Einsparungen von 146 kWh in der kalten Jahreshälfte.

Eine Streitfrage bei der Raumtemperatur ist nach wie vor, ob eine Nachtabsenkung Energie spart oder nicht. Das muss für jedes Haus individuell betrachtet werden. Neue sehr energieeffiziente Häuser sparen durch die Nachtabsenkung nicht. Die Nachtabsenkung ist umso energiesparender, je schlechter das Gebäude gedämmt ist. Generell sollte man kein Gebäude auskühlen lassen, da unter 16°C Schimmelbefall begünstigt wird.

Ein wichtiger Hinweis: der Heizungsinstallateur sollte die Heizung gemäß den Lebensgewohnheiten einstellen. Zum Beispiel, wenn jemand bevorzugt kalt duscht, kann die Vorlauftemperatur geringer eingestellt und so viel Energie eingespart werden.

6. Sparsam Duschen

Eine weitere leicht umzusetzende Möglichkeit Energie und damit Geld zu sparen ist das tägliche Duschen. Alleine der Umstieg von der Badewanne auf die Dusche bringt enorme Einsparungen mit sich. Aber auch schon das halbieren der Duschzeit oder das Wasser ausstellen während dem Einschäumen spart effektiv Geld.

Einsparungspotential Duschen – vereinfachtes Beispiel

Nehmen wir an, dass um einen Liter Wasser um einen Grad zu erwärmen ca. 4,2 Joule aufgewendet werden müssen. Gehen wir von einer Ausgangstemperatur von 10°C aus, die auf 40°C erwärmt werden sollen, so ergeben sich 0,035 kWh pro Liter (1 MJ = 0,2778 kWh). Für ein Vollbad werden ungefähr 120 Liter benötigt, für eine kurze Dusche reichen oft schon 40 Liter. Das ergibt eine Einsparung von 2,8 kWh. Bei täglichem Duschen addiert sich das in einem Jahr auf über 300 kWh.

Es gibt auch Wassersparduschköpfe, die die Wassermenge, die aus dem Duschkopf fließt, reduzieren, ohne Duschkomfort einzubüßen. Nur bei langen Haaren sollte bedacht werden, dass das Ausspülen von Shampoo länger dauert und etwaige Einsparungen dadurch wieder zunichte gemacht werden.

7. Richtiges Lüften

Weiter oben wurden schon die Vorteile einer Lüftungsanlage beschrieben. Aber manchmal will man trotzdem die Fenster öffnen. Hierbei ist es wichtig das Stoßlüften dem gekippten Fenster vorzuziehen und den Raum nicht komplett auskühlen zu lassen.

Einsparungspotential richtig Lüften – vereinfachtes Beispiel

Wird stark vereinfacht wieder die Wärmekapazität von Luft von 1,2 J/m3K, 1 MJ = 0,2778 kWh angenommen, ein Temperaturunterschied von 10°C und eine Luftaustausch von 600 Litern Luft in der Minute, dann werden durch das dauerhaft gekippte Fenster ungefähr 2,9 kWh am Tag hinaus geheizt. An kälteren Tagen weitaus mehr.

8. Energiesparende Geräte

Neue Geräte verbrauchen i.d.R. weniger Strom. Aber Neuanschaffungen lohnen sich umwelttechnisch nicht immer. Sehr alte Geräte, die noch sehr viel Strom brauchen, lohnen sich eher auszutauschen, als Geräte die erst ein paar Jahre alt sind.

Einsparungspotential energiesparende Geräte – vereinfachtes Beispiel

Neue Waschmaschinen fallen beim EU-Energielabel in die Kategorien A bis A+++. Schlechtere Neugeräte dürfen nicht mehr verkauft werden. Der Unterschied beim jährlichen Stromverbrauch liegt zwischen Kategorie A und A+++ zwischen 20 bis 40 kWh. Nimmt man wieder den durchschnittlichen deutschen Strompreis von 30 Cent an, dann ergeben sich Einsparungen von 6 bis 12 € im Jahr.

Die durchschnittliche Lebensdauer z.B. einer Waschmaschine liegt in Deutschland bei 5 bis 10 Jahren. Damit rentiert sich der Austausch einer funktionierenden Maschine in den wenigsten Fällen. Mehr Geld und Energie kann man durch die Bedienung der Maschinen selber sparen. Z.B. die Waschmaschine vollbeladen bei 30°C laufen lassen, spart Strom und schont die Wäsche. Das Geschirr in der Spülmaschine wird bei den meisten Verschmutzungen auch im Eco-Waschgang sauber. Auf den Trockner sollte meistens verzichtet werden, denn das spart das meiste Geld 😉

9. Standby-Modus

Alle Geräte im Haushalt, die auf Standby geschaltet sind, verbrauchen zusammen durchschnittlich etwa 40 bis 50 Watt. Typische Geräte, die oft im Standby laufen sind Fernseher und Stereo-Anlagen. Aber auch das Ladegerät für das Handy wird oft in der Steckdose vergessen und der W-Lan Router läuft den ganzen Tag. So können durch den Verzicht auf die Standby-Schaltung einige kWh Strom gespart werden.

Einsparungspotential Standby-Modus – vereinfachtes Beispiel

Ein LCD Fernseher verbraucht ca. 14 Watt im Standby. Das sind auf das Jahr gerechnet 122 kWh, welches sich bei einem Strompreis von 30 Cent auf 36,70 € aufaddiert.

Weitere Werte für Standby-Leistungen werden hier gelistet.

10. Energie sparen mit Smart Home

Die Module für ein Smart Home brauchen erstmal mehr Strom. Aber durch sinnvolles Nutzen kann unterm Strich mehr Energie eingespart werden, als verbraucht wird.

Beispiele zum Stromsparen durch ein Smart Home

  • Automatische Steuerung der Rollladen, denn geschlossene Rollladen verringern in kalten Nächten den Wärmeverlust.
  • Automatische Steuerung der Beschattungen verhindert das Aufheizen von Räumen und verringert so im Falle einer vorhandenen Kühlung den Energieaufwand.
  • Automatische Bedienung von Licht und Bewegungssensoren reduziert den Stromverbrauch, wenn dadurch ungenutzt Lichtquellen ausgeschaltet werden.

Mehr Informationen zu Smart Homes finden sich in dem Erfahrungsbericht und in den Tipps zu grundlegenden Entscheidungen.

11. Erneuerbare Energien

Ein weiterer interessanter Weg, um Energie zu sparen und gleichzeitig die CO2-Bilanz des Hauses zu verbessern, ist die Produktion von eigenem Strom durch erneuerbare Energien, im privaten Sektor i.d.R. durch Photovoltaik-Anlagen. Diese Gewinne gehen nicht unbedingt direkt in die Geldbörse, da die Grundinvestition für eine PV-Anlage ohne Förderungen sehr hoch ist, aber in Kombination mit einem Energiespeicher (in Form einer Batterie) kann an den meisten Tagen des Jahres das Haus autark betrieben werden.

Die finanziellen Einsparungen entstehen dadurch, dass man sich der erneuerbaren Energie anpasst. D.h. dass man den Strom dann verwendet, wenn er auch produziert wird. Natürlich funktioniert das bei Sonnenenergie nicht so, dass man nachts kein Licht anmacht, aber man kann alle tageszeitenunabhängigen stromzerrenden Tätigkeiten der Stromproduktion anpassen.

Einsparungspotential erneuerbare Energien – vereinfachtes Beispiel

Das sind vor allem Waschmaschine (ca. 1,0 kWh pro 60°C Waschgang), Trockner (ca. 1,5 kWh pro Ladung) und Spülmaschine (ca. 1,1 kWh pro Waschgang). Gerechnet auf einen Vierpersonen Haushalt mit einer vollen Spülmaschine am Tag und 4 Ladungen Wäsche pro Woche sind das 17,7 kWh in der Woche, die nicht aus dem Stromnetz bezogen werden müssen.

Hier findest du weiterführende Infos zu Autark wohnen – Strom selbst erzeugen. In dem „PV-Anlagen Erfahrungsbericht“ gibt es detailierte Infos über die Rentabilität einer PV-Anlage.

 

Autorin: Ester Karl

Foto: pixabay.com