Smart-Home-Nerd Sascha Huber spricht im Interview über die grundlegenden Entscheidungen, er erklärt Vor- und Nachteile der Smart Home Systeme, gibt Tipps und sagt auf was zu achten ist.

Zur Person: Sascha Huber ist ein 22-jähriger Smarthome-Nerd. Neben seinem Job als Software Engineer bastelt er bereits seit mehreren Jahren an seinem eigenen Smarthome-System und ist Gründer von Smarthome Blogger einer Internetplattform rund um das Thema.

Verschiedene Smart Home Systeme – gibt es große Unterschiede oder liegen die im Detail?

Die Unterschiede zwischen den verschiedenen Systemen liegen häufig hauptsächlich in der Anzahl der erhältlichen Geräte. Während ein System beispielsweise smarte Rollladensteuerungen anbietet, ist für das andere System eine smarte Bewässerungssteuerung erhältlich.

Außerdem unterscheiden sich die Systeme in ihrer Kompatibilität zu anderen Systemen und den gängigen Sprachassistenten.

Technisch gesehen unterscheiden sich die erhältlichen Funksysteme nur im Detail – beispielsweise im genutzten Funkprotokoll und der Reichweite. Bei den kabelgebundenen Systemen liegen die Unterschiede meist ebenfalls in der Reichweite, über die die Daten per Kabel übertragen werden können und in der Verbreitung von Dienstleistern, die auf dieses System spezialisiert sind und es einrichten können.

Smart Home Grundausstattung – Was ist das Minimum?

Viele Menschen tasten sich langsam an das Thema Smarthome heran. Nur die wenigsten beginnen gleich mit einem Großprojekt und rüsten alles auf smarte Geräte um. Die meisten starten beispielsweise mit ein paar Funksteckdosen oder mit smarten Glühbirnen, die sich mit Alexa & Google Home steuern lassen. Bei mir hat es ebenfalls mit Funksteckdosen angefangen.

Es gibt für mich keine Regel, ab wann genau ein Haus zu einem Smarthome wird – dass definiert jeder für sich selbst.

Allgemein würde ich sagen, dass ein Haus dann als Smarthome zählt, wenn sich in mehreren Räumen jeweils mehrere Geräte automatisch, per Smartphone oder per Sprachassistent steuern lassen.

Sicherheit beim Smart Home – Welche Bedenken gibt es?

Der vermutlich größte Kritikpunkt an allen Smarthome-Systemen ist die Angreifbarkeit und die mangelnde Sicherheit. Öfter liest man von gehackten WLAN-Kameras, deren Aufnahmen abgefangen werden können. Dabei handelt es sich jedoch häufig um Modelle chinesischer Herkunft, die die Aufnahmen unverschlüsselt an die Server gesendet haben. Die gängigen Funksysteme setzen jedoch auf Verschlüsselungsmethoden, die in den meisten Fällen sicher genug für die Nutzung zuhause sind.

Es gibt zwar teilweise theoretische Sicherheitslücken, jedoch würde ein Angreifer dazu physischen Zugriff zu den Geräten benötigen – er müsste also bereits im Haus sein. Ähnlich ist es bei den kabelgebundenen Systemen: Die Datenübertragung per Kabel ist oft nicht verschlüsselt oder anderweitig abgesichert. Jeder, der Zugriff auf das Datenkabel hat, hat also auch Zugriff auf das gesamte System. Aber auch hier müsste der Angreifer sich bereits im Haus befinden.

Insgesamt gibt es noch einige Baustellen, um Smarthome-Systeme so sicher wie möglich zu machen – in den meisten Fällen sind die gängigen Lösungen jedoch sicher genug für den Einsatz.

Wer seine Haustür smart machen möchte, sollte aber vielleicht noch etwas damit warten.

Smart Home im Neubau – Welche Fehler werden häufig gemacht?

Es gibt mehrere Probleme, die während bzw. nach der Einrichtung eines Smart Homes beim Neubau auftreten können. Das vermutlich größte Problem tritt bei der Erweiterung des Systems auf.

Ein Beispiel: Sie haben ein Haus gebaut und auf ein kabelgebundenes Smarthome-System mit Daten-Bus gesetzt. Drei Jahre nach dem Bau möchten Sie das System erweitern, nur um festzustellen, dass im betroffenen Raum noch keine Bus-Kabel verlegt sind. Das ist ärgerlich und das Verlegen neuer Kabel kann teuer werden.

Wer dieses Problem umgehen möchte, sollte sich vor dem Bau sehr viele Gedanken machen, wie er das System in Zukunft erweitern möchte. Oft entstehen auch erst nach ein paar Jahren neue Ideen, an die man vorher nicht gedacht hat. Daher lieber ein paar Kabel mehr verlegen lassen, als zum Bauzeitpunkt nötig sind.

Lässt sich ein Smart Home auch nachträglich installieren?

Wer sich während des Hausbauens noch nicht für ein Smarthome entschieden hat, muss natürlich trotzdem nicht darauf verzichten. Kabelgebundene Systeme fallen dann zwar meistens weg, da die benötigten Kabel erst verlegt werden müssen – jedoch gibt es auch zahlreiche Funksysteme. Diese Systeme lassen sich mit wenig Aufwand einrichten und dank der Funkverbindung frei im Haus oder in der Wohnung platzieren. Durch Funksteckdosen oder smarten Glühbirnen lassen sich beispielsweise auch normale Lampen smart machen.

In meiner Wohnung wurden bis jetzt alle Smarthome-Geräte nachträglich installiert: mehrere Steckdosen, mehrere Lampen, smarte Thermostate an jeder Heizung, ein Bewässerungssystem im Garten, ein paar Rollladensteuerungen und mehr. So lässt sich also auch nachträglich mit wenig Aufwand ein komfortables Smarthome installieren.

Kabellose Smart Home Systeme – Was sind die Vorteile und Nachteile?

Was ich persönlich an kabellosen Systemen schätze, ist der geringe Installationsaufwand – einstecken, anlernen, fertig.

Bei kabelgebundenen Systemen sollte die Installation hingegen von einem Fachmann durchgeführt werden. Außerdem sind die Kosten von kabellosen Geräten häufig geringer als die Kosten für die kabelgebundenen Kollegen. Im Gegensatz zu kabelgebundenen Geräten lassen sich kabellose Geräte darüber hinaus frei im Gebäude platzieren – zumindest innerhalb der Funkreichweite.

Die offensichtlichen Nachteile gegenüber kabelgebundenen Geräten sind jedoch die theoretisch geringere Zuverlässigkeit – eine verkabelte Verbindung ist viel ausfallsicherer – und die größere Angriffsfläche. Während ein Hacker bei verkabelten Systemen zumindest physischen Zugriff auf das Datenkabel haben muss, um Angriffe zu starten, reicht es bei einem Funksystem bereits aus, wenn er sich in Funkreichweite befindet. Die gängigen Funksysteme nutzen jedoch Verschlüsselungsmethoden, die das System in den meisten Fällen für den Gebrauch sicher machen.

Vorteile:

  • geringere Kosten
  • frei platzierbar
  • geringerer Aufwand
  • nachrüstbar

Nachteile:

  • weniger ausfallsicher
  • größere Angriffsfläche

 

Vielen Dank für das Interview!

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