Ob Holzständerbau oder Massiv-Bauweise – vergleiche die verschiedenen Möglichkeiten: Material, Kosten, Eigenschaften, Raumklima, Nachhaltigkeit und Bauzeit. Material für den Hausbau – finde hier die Vor- und Nachteile und entschiede dich!

Massivbau oder LeichtbauHausbau Material und Bauweise

Grundsätzlich wird in Massiv-Bauweise (zB. Ziegel) und Leicht-Bauweise (zB. Holzständerbauweise) unterschieden. Dabei spielt es noch gar keine Rolle ob du lieber ein Fertighaus oder individuell planen möchtest (mit Architekten, Generalunternehmer o.ä.). Fertighäuser sind zwar meistens in Holzständerbauweise, es gibt auch massive Fertighäuser. Und umgekehrt kann auch ein Haus in Leichtbauweise individuell geplant werden.

Dabei lässt sich nicht pauschal sagen welche Bauweise „besser“ ist. Betrachtet man die Kosten und auch die Gesamtenergiebilanz unterscheiden sich die beiden Bauweisen kaum voneinander. Viel wichtiger ist, wie im Detail gebaut wird: so kann in beiden Bauweisen günstig und nachhaltig gebaut werden. Ebenso kann in beiden Bauweisen teuer und nicht nachhaltig gebaut werden. Mehr dazu in den Beiträgen:

Massive Wand einschalig

 

Bauweise: Massive Mauer Einschalig

Um mit einem massiven einschaligen Mauerwerk die geforderte Wärmedämmung zu erreichen ist mit heutigen Mauerwerkssteinen wie hoch porosierte Zielgen oder Porenbeton ein Mauerdicke von rund 40cm Mauerstein erforderlich, um einen U-Wert von 0,2 zu erreichen.

Massive Wand – Material und Kosten

(Beispiele für Wandaufbauten mit dem gleichen U-Wert=0,2 – der gleichen Wärmedämm-Eigenschaft)

  • Hoch porosierte Hochloch Ziegel: ca. 230€/m² Wand
  • Porenbeton: ca. 200€/m² Wand

Massive Wand – Vorteile

Massive Wand – Nachteile

  • Längere Bauzeit und Abhängigkeit von der Jahreszeit
  • Relativ dicke Wände sind erforderlich um eine gute Wärmedämmung zu erzielen.

Massive Wand mit Wärmedämmung – WDVS

 

Massive Wand mit Wärmedämmung

Erst Mitte des 20.Jahrhunderts begann man massives Mauerwerk durch eine zusätzliche außenliegende Wärmedämmung zu Dämmen. Anfangs waren die Dämmschichten noch sehr dünn und bestanden aus Polystyrolplatten (auch „Styropor“ genannt). Später wurden dann auch Mineralfaserplatten verwendet und heute gibt es die unterschiedlichsten Materialien zum Beispiel: EPS, XPS, PUR, Mineralfaser (zB. Steinwolle), Holzfaser, Kork, Mineralschaum. Genaueres zur außenliegenden Dämmung findest du hier.

Als massive tragende Wand kommen z.B: Ziegel, Kalkstein oder Stahlbeton in Frage. Die außen liegende Wärmedämmung (das WDVS – Wärmedämmverbundsystem) kann je nach gewünschten U-Wert dimensioniert werden und liegt meist zwischen 14 und 20cm.

Massive Wand mit WDVS – Kosten

Die Kosten unterscheiden sich je nach Material, sind Grundsätzlich sind sie mit rund ca. 250€/m² geringfügig teurer als die einschalige massive Variante.

Massive Wand mit WDVS – Vorteile

Vorteile gegenüber der massiven Mauer ohne Wärmedämmung:

  • Geringere Wanddicke sind möglich – wegen der zusätzlichen Wärmedämmung
  • Die tragende massive Wand kann aus einem sehr dichten Material bestehen (z.B. Beton, Kalksandstein, Ziegel), da sie keine Wärmedämmenden Eigenschaften haben muss. Je dichter dichter und schwerer die Wand umso besser ist die Wärmespeichernde Eigenschaft und der Schallschutz.
  • Es gibt weniger Wärmebrücken, da das gesamte Gebäude „eingepackt“ wird, auch Zwischendecken, Fensterstürze usw. sind dadurch mitgedämmt.

Massive Wand mit WDVS – Nachteile

Nachteile gegenüber der massiven Mauer ohne Wärmedämmung:

Massive Wand mit Sichtmauerwerk (Klinker-Fassade)

Massive Wand zweischaligDie zweischalige Wand bestehen aus zwei einzelnen Wänden, die mit Drahtankern miteinander verbunden sind. Die äußere Mauer ist dabei meist ein Sichtmauerwerk / eine Klinker-Fassade. Der Zwischenraum zwischen den Mauern kann mit einer Wärmedämmung mit- oder ohne zusätzlicher Luftschicht gefüllt sein. Früher wurden Zwischenräume auch ohne Dämmung und einfach nur mit Luftschicht ausgeführt.

Eine hinterfüftete Fassade bietet einen besseren sommerlichen Wärmeschutz.

Massive Wand zweischalig – Material und Kosten

Um eine Wärmedämmung mit U-Wert=0,2 zu erreichen sind die folgenden Aufbauten möglich (Wärmedämm-Eigenschaft):

  • Hochlochziegel-Beispiel: Innenputz + 24cm Mauer + 10cm Wärmedämmung + 4cm Luftschicht + 11,5cm Vormauerziegel (Putz 1,5cm), rund 50cm dick, ca. 350€/m² Wand
  • Kalkstein-Beispiel: Innenputz + 17,5cm Mauer +14cm Wärmedämmung + 1cm + 11,5cm Vormauerziegel (Putz 1 cm), rund 45cm dick
  • Porenbeton-Beispiel: Innenputz + 17,5cm Mauer + 10cm Wärmedämmung + 11,5cm Vormauerziegel (Putz 1,5cm), rund 40cm dick

Weitere Anmerkungen:

  • Bei der Verwendung von Drahtankern darf der Abstand zwischen den Schalen nicht größer sein als 15cm.
  • Wenn eine Luftschicht vorgesehen ist, soll diese zwischen 4 und 6cm dicke sein.
  • Es kann zur Tauwasserbildung im Innern von Bauteilen durch Wasserdampfdiffusion kommen. Bei der Ausführung mit einer Luftschicht ist dies nicht problematisch, da die Feuchtigkeit in der Luftschicht gut abgeleitet werden kann. Bei der Konstruktion ohne Luftschicht ist ein rechnerischer Nachweis bezüglich des anfallenden Tauwassers zu erbringen.

Massive Wand zweischalig – Vorteile

  • Wärmespeicher-Vermögen: sehr gut (je dichter die Mauer desto besser).
  • Schallschutz: sehr gut (je dichter die Mauer desto besser, 2 Schalen können den Schallschutz sogar noch weiter verbessern, wenn gewisse Anforderungen eingehalten werden.)
  • Brandschutz: sehr gut
  • Nutzungsdauer/Werterhalt: sehr gut (eine Klinkerfassade ist besonders einfach in der Erhaltung, Streicharbeiten sind nicht erforderlich)
  • Wohngesundheit: sehr gut

Massive Wand zweischalig – Neutral

  • Feuchtigkeits-Speicher-Vermögen/Diffusionsverhalten: Feuchtigkeit kann im Inneren vom 2-Schaligen Tragwerk entstehen, einerseits durch Schlagregen von außen (wird über Kapillarwirkung nach innen getragen) und andererseits über Tauwasserbildung durch Wasserdampfdiffusion. Diese Feuchtigkeit kann bei einer Hinterlüftung (Luftschicht) abtransportiert werden und verursacht keine Probleme. Bei Wänden ohne Luftschicht sind eventuell genauere Betrachtungen nötig (Berechnung der Tauwassermenge etc.)

Massive Wand zweischalig – Nachteile

  • längere Bauzeit und Abhängigkeit von der Jahreszeit
  • Die Wand ist noch dicker als eine einschalige massive Mauer
  • Die Baukosten sind bei dieser Variante am höchsten

Holzhaus Holzriegelbau

Leichtbau Holzriegel WandDie Holzriegelbauweise ist die klassische Bauweise für Fertighäuser aus Holz. Diese Bauweise ist noch relativ jung und hat ihren Ursprung in Amerika, Anfang des 19. Jahrhunderts. Dabei werden vertikale Holzriegel mit relativ geringem Abstand (meist ca. 60cm) aufgestellt. Es gibt keine Diagonalen Streben zur Aussteifung, so wie beim Fachwerk, sondern die Aussteifung übernimmt die Beplankung (meist mit OSB-Platten). Diese Bauweise ist im Vergleich zum Fachwerk viel einfacher herzustellen, die Riegel und Beplankung gehen über alle Geschosse und sie kommt ohne komplizierte Zimmermans-verbindungen aus.

Eine gute Wärmedämmung ist mit dieser Bauweise relativ leicht zu erreichen. U-Werte von 0,2 sind Standard und mit entsprechenden zusätzlichen Schichten sind sogar noch um einiges höhere Wärmedämmwerte möglich.

Der Sommerliche Wärmeschutz kann auch beim Holzhaus verbessert werden, wenn eine hinterlüftete Fassade und ein Kaltdach ausgeführt wird und wenn es im Inneren massive Bauteile gibt – wie zum Beispiel Fließenböden oder ähnliches, mehr dazu im Beitrag über das Kühlen.

Eine interessanten Alternative ist das Massivholzhaus. Durch Massivholzplatten sind ökologische Wandaufbauten ohne großflächige Dampfbremsen und Folien möglich. Hier erfährst du mehr dazu: Massivholzhaus Experteninterview

Holzständerbau – Material und Kosten

Der Wandaufbau ist üblicherweise wie folgt (für einen U-Wert=0,2):

  • Außenputz oder hinterlüftete Fassadenelemente
  • Außendämmung (z.B. diffusionsoffene Holzweichfaserplatte)
  • tragende Holzriegelkonstruktion mit zwischenliegender Wärmedämmung
  • aussteifende Beplankung (meist OSB-Platten) und Herstellung einer luftdichten Ebene (Folie, ev. Dampfsperre)
  • Innenausbau mit Rigipsplatte oder Lehmplatte eventuell auf Beplankung

Die Kosten für eine rund 25cm dicke Holzriegel-Wand liegen bei ca. 250€/m² Wand

Holzständerbau – Vorteile

  • Kurze Bauzeit durch hohen Vorfertigungsgrad/weitgehend unabhängig von der Jahreszeit.
  • Sehr dünne Wandstärken sind ausreichend um eine gute Wärmedämmung zu erzielen.
  • Es kann eine noch bessere Wärmedämmung erzielt werden, die bei massiven Bauweisen zu unwirtschaftlichen Wanddicken führen würde.

Holzständerbau – Neutral

  • Feuchtigkeits-Speicher-Vermögen/Diffusionsverhalten: diffusionsoffene Wandaufbauten ohne Dampfsperren sind vorzuziehen um das Risiko von Feuchteschäden zu minimieren. Doch selbst diese „diffusionsoffenen Wandaufbauten“ sind durch die innenliegend aussteifende Beplankung (OSB-Platten) stark Dampf-bremsend. Dadurch ist das Vermögen Feuchtigkeit zu regulieren gegenüber massiven Wänden aus Zielgen oder Porenbeton ungünstiger.
  • Schallschutz: der Schallschutz kann durch einen mehrschaligen Wandaufbauten verbessert werden und sogar sehr gute Werte erreichen.
  • Brandschutz: Auf Brandschutz muss geachtet werden.
  • Nutzungsdauer/Werterhalt: Die Nutzungsdauer von Holzhäusern wird heute mit 80Jahren und mehr angegeben.
  • Wohngesundheit: Ein gesundes Klima kann erreicht werden, doch es achte auf die Details, es gibt auch Negativbeispiele.

Holzständerbau – Nachteile

  • Wärmespeicher-Vermögen: bei leichten Bauweisen ist die Wärmespeicherung schlechter als bei massiven Bauweisen. Das hat vor allem im Sommer Nachteile, da es leichter zur Überhitzung kommt. Aber auch im Winter können extreme Temperaturspitzen nicht so gut abgefedert werden. Massive Bauteile im Inneren – wie zum Beispiel Fliesenböden – können Abhilfe schaffen.

Holzhaus – Fachwerk

Bauweise: Holz Fachwerk WandDiese Bauweise gibt es bereits seit der Antike. Und sie war bis hin zum 19.Jhd. sehr verbreitet. Heute wird sie durch den Holzriegelbau etwas verdrängt, da dieser einfacher und billiger in der Herstellung ist.

Ähnlich wie der historische Fachwerkbau zeichnet sich auch der moderne Fachwerkbau durch die Naturmaterialien und das gute Feuchtigkeitsspeicher-Verhalten (diffusionsoffen) aus und sorgt damit für ein sehr gutes Raumklima.

Fachwerkhaus – Material und Kosten

  • Der Wandaufbau ist dabei grundsätzlich wie folgt:
    • Trasskalkputz (außen)
    • Tragende Struktur: Holzfachwerk, mit Lehmsteinen ausgefacht
    • Lehmausgleichsschicht
    • Dämmplatten (z.B: Holzfaser oder ein anderes Material)
    • Zweifacher Lehminnenputz
  • Die Kosten sind etwas höher als bei der klassischen Holzriegel-Wand und liegen bei rund 300€/m² Wand oder mehr.

Fachwerkhaus – Vorteile

Fachwerkhaus – Neutral

  • Schallschutz: durch das Schließen der Fugen mit Putzschichten ist das Schalldämmmaß mit rund 45dB OK. Eine weitere Verbesserung bringen biegeweiche Vorsatzschalen.
  • Brandschutz
  • Wärmespeicher-Vermögen: je mehr „Masse“ innen desto besser wird das Wärmespeicher-Vermögen. Auch hier kann das Wärmespeicher-Vermögen verbessert werden indem Innenwände, Decken und Fußböden sehr massiv, schwer und ohne Wärmedämmung ausgeführt.

Fachwerkhaus – Nachteile

  • Kosten: teurer als das Standard-Fertighaus in Holzriegelbauweise
  • Bauzeit ist mit rund 8 Monaten auch deutlich länger als ein Holzriegelhaus (2-3Monate)

Weiterführende Links

Weitere Bauteile

Infos und Hintergrundwissen zu anderen Bauteilen findest du in der Rubrik Bauteile. Hier gibt es z.B. mehr zu den Themen Dach, Fenster, Fundament, Heizung, Kühlung, Elektroinstallation, Fußbodenaufbau, Wärmedämmung etc.

Und hier findest du alle Beiträge rund um Nachhaltig Bauen im Überblick.

 

Autorin: K.R.

Bilder: baugorilla