Da wir uns die meiste Zeit unseres Lebens in geschlossenen Räumen aufhalten ist die Wahl von wohngesunden Baustoffen sehr wichtig. Es gibt viele verschiedene Belastungen der Raumluft, die sogar gesundheitsgefährdend sein können. Wir stellen euch hier potentielle Schadstoffe in Innenräumen vor und auf was geachtet werden muss, um ein wohngesundes Raumklima zu erreichen.

Gesundheitliche Belastungen

Durch den Aufenthalt in geschlossenen Räumen kann die Gesundheit beeinträchtig werden. Es gibt das „Sick Building Syndrom“, welches durch den zu langen Aufenthalt in geschlossenen Räumen entsteht, welches überwiegend durch zu trockene Raumluft und eine nicht ausreichende Frischluftzufuhr ausgelöst wird. Die häufigsten Symptome sind Kopfschmerzen, Konzentrationsschwäche und Schwindel, die aber nach Verlassen des Gebäudes wieder zeitnah verschwinden.

Das Krankheitsbild „Building-Related-Illness“ (BRI) umfasst eine Vielzahl an Symptomen, die durch allergene, mikrobielle oder chemische Belastung in Innenräumen ausgelöst werden. Diese Symptome können harmlos von Kopfschmerzen und Hautausschlag bis hin zu tödlichen Krankheiten wie Krebs umfassen. Folgende gesundheitliche Auswirkungen können u.a. durch belastete Gebäude auftreten:

  • Kopfschmerzen, geringe Konzentrationsfähigkeit
  • Trockene oder gereizte Schleimhäute, Nasenbluten
  • Geschwächtes Immunsystem, Schädigung des Immunsystems
  • Appetitlosigkeit, Erbrechen, Magen- Darmstörungen
  • Hauterkrankungen, vermehrter Juckreiz, Haarausfall
  • Allergien, Augenbrennen
  • Asthma, chronische Bronchitis
  • Vermehrte Gedächtnis-, Lern- und Aufmerksamkeitsstörungen
  • Schlafstörungen, andauernde Müdigkeit
  • Depressionen
  • Asbestose
  • Krebs
  • Hormonellen Veränderungen

Da die Belastung in Innenräumen vielfältig sein können, ist es oft schwierig die Auslöser für Unwohlsein heraus zu finden. Es kann bautechnisch zwischen den Erkrankungen durch die Ausdünstungen der Baumaterialien oder durch Planungsfehler bzw. fehlerhafte Bauausführung unterschieden werden. Die Baumaterialien können die Raumluft chemisch, allergen oder mikrobiell belasten. Die Bau- und Planungsfehler können zu Schimmel oder einem schlechten Raumklima führen. Die Belastungen können daher chemischer, biologischer oder physikalischer Natur sein.

Chemische Belastungen in Baustoffen

Chemische Belastungen können durch Schadstoffe in Baumaterialien und Inneneinrichtungsgegenstände entstehen. Oft sind sie durch Gerüche zu erkennen. Diese Chemikalien können toxisch sein und Allergien auslösen. Chemische Schadstoffe in Baumaterialien können entweder bei Hautkontakt oder bei Einatmung direkte oder langfristige Schäden im Körper verursachen.

Ein wichtiger Begriff ist die Bioakkumulation, d.h. ob sich ein Schadstoff mit der Zeit in einem Organismus anreichert. Denn viele Stoffe sind in kleinen Dosen unbedenklich, können aber in höhere Dosierung fatale Folgen haben. Manche Chemikalien sind erst in Kontakt mit Wasser bedenklich, weil sie z.B. fischtoxisch oder wassertoxisch sind.

Im Folgenden werden die gängigsten chemischen Belastungen in Innenräumen beschrieben:

  • Formaldehyd
  • VOC – Flüchtige Organische Verbindungen
  • Isothiazolinon
  • Styrol
  • Weichmacher
  • Flammschutzmittel
  • Isocyanate
  • Biozide, Insektizide, Fungizide
  • Schwermetalle
  • PAK

Formaldehyd

Formaldehyd ist ein farbloses, stechendes durchdringend riechendes Gas, das in der Bauwirtschaft hauptsächlich in Bindemitteln, Klebstoffen, Farben, Lacken und Gießharzen vorkommen kann. Am häufigsten wird es im Klebemittel für Holzwerkstoffplatten wie OSB-Platten und Spanplatten verwendet. Zum Einsatz kommen:

  • Harnstoff-Formaldehyd-Harze (UF)
  • Phenol-Formaldehyd-Harze (PF)
  • Melamin-Formaldehyd-Harze (MF)

Bei Holzwerkstoffplatten kommt es im Zuge einer geringfügigen Zersetzung zu einer andauernden Abgabe von Formaldehyd, deren Höhe bei den einzelnen Plattentypen sehr unterschiedlich ist. So können vor allem UF-Harze hohe Emissionen aufweisen. Der stechende Geruch kann die Augen und Nasenschleimhäute reizen. Zusätzlich wurde Formaldehyd 2004 als nachweislich krebserregend beim Menschen eingestuft. In flüssiger Form ist es ein starkes Kontaktallergen und die Auswirkungen durch Einatmen und dadurch z.B. eine Verschlimmerung von Asthma ist noch nicht abschließend geklärt. Auch bei natürlichem Holz, welches kein freies Formaldehyd enthält, kann es durch die Zersetzung von Lignin unter Lichteinfluss zu einer geringen Formaldehydabgabe kommen.

VOC – Flüchtige Organische Verbindungen

VOC (Volatile Organic Compound) ist eine Sammelbezeichnung für kohlenstoffhaltige Stoffe, die durch Verdunsten in die Gasphase übergehen können. Zu ihnen zählen auch VVOC und SVOC (besonders besorgniserregend Stoffe) die als Summe der Konzentration als TVOC-Wert zusammengefasst werden. VOCs kommen häufig als Bestandteile von Lösemittel in Farben, Lacken und Klebstoffen vor und werden schon bei niedrigen Temperaturen an die Raumluft abgegeben. VOCs können aber zum Beispiel als Terpene natürlich in Bäumen und Pflanzen vorkommen.

Insgesamt gibt es 200 Einzelsubstanzen, wie z.B. Terpene, Ketone, Aldehyde, Ester, Lakane und Aromate, mit sehr unterschiedlichen Eigenschaften. Sie gehören zu den nach Vorkommen und Wirkung bedeutungsvollsten Verunreinigungen der Innenraumluft. Erhöhte TVOC-Werte werden in Verbindung mit dem Sick-Building Syndrom gebracht.

Isothiazolinon

Das Konservierungsmittel Isothiazolinon kommt in Wandfarben, Lacken, Grundierungen und Haushaltsreinigern zum Einsatz und kann Allergien auslösen. Es wirkt zelltoxisch und kann zu Kontaktallergien führen.

Styrol

Styrol ist eine farblose Flüssigkeit, die als Ausgangsstoff von Polystyrol für viele Produkte wie z.B. Lösemittel verwendet wird. Die Restmonomere können allerdings ausdünsten und die Raumluft belasten. I.d.R. sind die Belastungen kleiner als durch den Rauch einer Zigarette entsteht, aber durch fehlerhafte Produkte können die Werte erhöht sein. Styrol riecht süßlich und ist beim Einatmen gesundheitsschädlich in Form von Reizungen an Augen, Haut und Lunge. Lange Einwirkungen können zu Schäden am Nervensystem führen. Zudem ist Styrol fruchtschädigend und indirekt krebserzeugend.

Weichmacher

Weichmacher sind organische Stoffe, die die Elastizität von Kunststoffen erhöhen sollen. In der Bauindustrie kommen Weichmacher hauptsächlich für den Herstellung von PVC (Polyvinylchlorid) zum Einsatz. Diese Additive können im Laufe der Zeit in die Umwelt freigesetzt werden. Da für Weichmacher keine Kennzeichnungspflicht besteht und einige Weichmacher bereits auf die Liste der SVHC aufgenommen wurde, sollten diese Produkte komplett vermieden werden.

Flammschutzmittel

Es gibt eine Vielzahl an verschiedenen Flammschutzmittel, die jeweils auf den Einsatzort abgestimmt sind und unterschiedliche Wirkungsweisen aufweisen. Es sind organische und anorganische Chemikalien und werden entweder äußerlich aufgetragen oder sind in das Produkt eingearbeitet. Die organischen Flammschutzmittel bestehen vor allem aus bromierten Verbindungen, halogenhaltigen bzw. halogenfreien phosphororganischen Verbindungen oder Chlorparaffinen. Flammschutzmittel können gesundheitlich und umwelttechnisch schädlich sein, da sie u.a. korrosive oder hochgiftige Brandgase bilden können.

Isocyanate

Isocyanate wird im Bauwesen hauptsächlich als Schaumbilder für Bauschäume benutzt. Es wird auch für die Herstellung von Polyurethanen benutzt und kann in Bauklebern und Parkett PU Leimen und Lacken enthalten sein. Sie sind schon in besonders kleinen Konzentrationen gefährlich und wirken toxisch für lebende Organismen.

Biozide, Insektizide, Fungizide

Biozide sind Wirkstoffe mit antimikrobiellen Eigenschaften, wie z.B. Chlordioxid, Kupferoxid oder Ethanol. Biozide sind wasserlöslich und können z.B. aus Dachdichtungsbahnen, Dichtstoffen und Putzen durch Regen herausgewaschen werden und die Umwelt belasten.

Insektizide sind biozide Wirkstoffe gegen Insekten. Rund die Hälfte aller früher gebräuchlichen Wirkstoffe für den Holzschutz sind verboten. Dazu gehören z.B. DDT und Lindan. Heute dürfen Insektizide wie z.B. Borax, Borsäure, IPBC und Propiconazol unter der Biozidverordnung verwendet werden. Bauhölzer, die mit Insektiziden belastet sind, dürfen nicht in den Kreislauf zurückgeführt werden, sondern sind Sondermüll.

Fungizide sind Biozide gegen Pilze und deren Sporen und können z.B. in Farben und Putzen enthalten sein. In der Regel können Pilze in beheizten Räumen nicht wachsen. Allerdings sind Holzfeuchten über 20% und Temperaturen zwischen 20°C und 25°C günstig für Pilzwachstum. Im Innenraum sollten keine Teile verbaut werden, die mit Fungiziden behandelt wurden.

Vor allem Naturbaustoffe können mit Bioziden belastet sein, da sie besonders anfällig für z.B. Insektenbefall sind. Dazu gehören Produkte aus Holz, Sisal, Wolle, etc.

Schwermetalle

Schwermetalle werden z.B. für die Herstellung von Kunststoffen (Cadmium und Blei für Polyvinylchlorid), zur Metallveredelung (Chrom und Nickel) und für Trinkwasserleitungen (Kupfer, Eisen, Zink, früher Blei) verwendet. Bestimmte Schwermetalle wie z.B. Blei, Cadmium und Quecksilber können schon in geringen Mengen toxisch wirken. Sie sind nicht abbaubar und können sich in der Nahrungskette anreichern (bioakkumulativ).

PAK

PAK sind polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, die zum Teil schon verboten sind, weil PAK nachweislich krebserregend ist. Es findet vor allem Anwendung in Weichkunststoffen wie z.B. Autoreifen und Gummigriffen an Werkzeugen.

Beim Neubau ist darauf zu achten, dass z.B. kein Altreifengranulat z.B. für die Trittschalldämmung unter Estrichen eingebaut wird. Zusätzlich sollte keine Teerpappe verwendet werden. PAK darf auch immer noch als Holzschutzmittel für Zäune benutzt werden. Bis zu dem 1970er wurden Massivparkette auf Zement- oder Asphaltestrichen mit teer- oder bitumenhaltigen PAK-haltigen Klebern verklebt. Ebenso kam PAK-haltiges Teeröl bei der Holzimprägnierung zum Einsatz.

Chemische Belastungen im Altbau

In älteren Gebäuden können noch weitere Baustoffe oder Inhaltsstoffe verbaut sind, die heute verboten sind. Manche Schadstoffe können die Innenräume auch nach vielen Jahren noch mit kritischen Werten belasten. Der bekannteste Schadstoff ist Asbest, der seit 1993 verboten ist. Dieser muss z.B. sehr aufwendig unter hohen Schutzmaßnahmen ausgebaut und entsorgt werden. Ein anderes Problem sind Schadstoffe, die ihre gesundheitsschädliche Wirkung erst entfalten, wenn sie an die Innenraumluft gelangen. Zum Beispiel können Holzschutzmittel auf alten Dachstühlen, die genügend belüftet werden, ungefährlich sein. Wenn aber keine ausreichende Entlüftung nach außen stattfindet, z.B. durch eine nachträgliche Isolierung, können diese Giftstoffe an die Innenluft gelangen und schwere gesundheitliche Schäden hervorrufen.

Die Liste der mittlerweile verbotenen Stoffe für Bauprodukte und Materialien für den Innenraum ist lang. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über eine Auswahl an mögliche Schadstoffe und seit wann sie verboten sind:

SchadstoffBauprodukteVerboten seit
ArsenverbindungenHolzschutz2003
AsbestFaserprodukt für Dach-, Fassadenplatten, Bodenbeläge, Lüftungskanäle, Nachtspeicheröfen, Kleber, Fensterbänke1993 (Einschränkungen ab 1986)
Cadmium und CadmiumverbindungenStabilisator und Farbstoff in PVC1992
Chromhaltiger ZementBetonbauteileBeschränkungen ab 2005
DEHP - Bis(2-ethylhexyl)phthalatWeichmacher für
Bodenbeläge (PVC), Wandfarben, Lacke, Klebstoffe, Türdichtungen
in Kleinkinderspielzeug verboten
FormaldehydAusgangsstoff für Harze, Spanplatten, Presskorkplatten, Sperrholzplatten, Fertigparkett (70er Jahre), säurehärtende LackeReduzierung ab 1977
KMF - Künstliche MineralfasernFaserprodukt für Außenwände, Kleber, Bitumenabdichtungen, Lüftungsanlagen, Wärmedämmung, SchalldämmungSeit 1998 mit RAL-Gütezeichen
KreosotHolzschutz für tragende Holzteile
2009 (Einschränkungen ab 1996)
LindanHolzschutz für tragende Holzteile, insbesondere Dachstühle der 50er und 60er Jahre2006
PAK - Polycyclische aromatische KohlenwasserstoffeZwischenprodukt für Spanplatten, Presskorkplatten, Sperrholzplatten, Fertigparkett (70er Jahre), säurehärtende Lacke2010 (Einschränkungen ab 1970)
PCB – Polychlorierte BiphenyleWeichmacher für Fugendichtmassen, Korrosionsschutz1989 (Einschränkungen ab 1978)
PCP - PentachlorphenolHolzschutz für Tragende Holzteile, insbesondere Dachstühle der 50er und 60er Jahre (in DDR)1992
PCT – Polychlorierte TerphenyleWärmeüberträger, Weichmacher, Schmieröl, Flammschutzmittel 1982 (Einschränkungen ab 1978)

Vor einer umfangreichen Sanierung sollten Baubiolog*innen oder -chemiker*innen das Haus untersuchen, um mögliche Schadstoffquellen zu lokalisieren. Wichtig ist auch eine Recherche über die früheren Nutzungsarten der Immobilie, da so auf bestimmte Schadstoffe besonders geachtet werden können. Beim Kauf einer Immobilie ist das ein wichtiger Aspekt der Finanzierung, da Schadstoffsanierungen kostspielig sein können. Im Sinne der Nachhaltigkeit, weiteren Umweltbelastungen und Gesundheitsgefährdung sollte auf eine fachgerechte Entsorgung geachtet werden.

Biologische Belastungen

Die biologischen Belastungen können am besten konstruktiv verhindert werden. Folgende Biologische Belastungen können beim Einfamilienhaus auftreten:

  • Schimmel
  • Hausstaubmilben
  • Verkeimung
  • Legionellen
  • Stäube

Schimmel

Die bekannteste biologische Belastung von Innenräumen ist Schimmel. Schimmel wird meistens durch bauliche Mängel ausgelöst. Im Einzelfall kann aber auch ein falsche Lüftungsverhalten vorliegen.

Die über die Luft eingeatmeten Pilzsporen können allergische Reaktionen auslösen und zu gesundheitlichen Beschwerden führen. Symptome können andauernden Kopfschmerz, Schnupfen, Schlafstörung, brennende Augen, Asthma und Husten sein. Es sollte sich nicht dauerhaft in Räumen mit Schimmelbefall aufgehalten werden, sondern den Schimmel und die Ursache für den Schimmel schnellstmöglich beseitigen. Hier findest du weitere Informationen zu Schimmel in Gebäuden.

Hausstaubmilben

Eine weitere Belastung können Hausstaubmilben sein. Sollte eine Allergie vor der Hausplanung schon vorliegen, kann das berücksichtigt werden. Hier sind von Vorteil eine Flächenheizung ohne Konvektion, damit die Aufwirbelung von Staub verhindert wird. Zusätzlich sollten Materialien für den Innenausbau gewählt werden, auf denen Milben nicht überleben können und alles sollte leicht zu reinigen sein. Mehr Informationen für Allergiker gibt es in dem Artikel „Hausbau für Allergiker“.

Verkeimung

Lüftungsanlagen sollten regelmäßig gereinigt und gewartet werden, damit sie voll funktionstüchtig sind und sich keine Verkeimung bilden kann.

Legionellen

Auch die Wasseraufbereitungsanlage sollte mit einem Legionellenschutz ausgelegt sein. Dazu muss das Brauchwasser regelmäßig über 60°C erhitzt werden, damit möglich vorhandene Legionellen abgetötet werden.

Stäube

Stäube können ebenfalls gesundheitlich gefährlich sein. In der Regel bereiten eingebauten Baustoffen in dieser Hinsicht keine Probleme. Asbest ist z.B. nur hochgradig krebserregend, wenn durch Bewegung die feinen Fasern an die Luft abgegeben und eingeatmet werden. Beim Einbau oder Ausbau müssen aber Schutzmaßnahmen vor Stäuben getroffen werden. Auch Dämmungen aus natürlichen und künstlichen Mineralfasern können während dem Ein- und Ausbau stauben und die Lunge belasten.

Generell sollte bei der Verarbeitung von faserigen Baustoffen Mundschutz getragen werden. So ist bis heute noch nicht abschließend geklärt, ob sich die Fasern von Mineralwolle nicht genauso in die Lunge setzen können wie Asbest. Asbest galt auch bis zu dem Zeitpunkt, als dieser als krebserregend eingestuft wurde, als praktischer günstiger Baustoff, der sehr viel verbaut wurde. Die Zulassungen und Überprüfungen sind seitdem viel streng und engmaschiger geworden, aber viele Baumaterialien sind noch nicht abschließend untersucht.

Physikalische Belastungen in Innenräumen

Die physikalischen Belastungen sind i.d.R. messbar, werden aber teilweise von Menschen als unterschiedlich störend empfunden. Empfindliche Menschen reagieren z.B. schneller auf Lärm, Helligkeit oder Hitze. Hinzu kommen die persönlichen Vorlieben. Dazu gehören z.B. helle oder dunklere Räume, Morgen- oder Abendlicht, lauteres oder leiseres Schlafzimmer und kältere oder wärmere Zimmer.

Das führt dazu, dass für diese Parameter keine direkten Empfehlungen (außer für Radioaktivität) abgegeben werden können, sondern lediglich Bereiche für Erfahrungswerte angegeben werden.

Folgende Physikalische Belastungen können Einfluss auf die Wohngesundheit und das persönliche Empfinden nehmen:

  • Radioaktivität
  • Elektromagnetische Wechselfelder
  • Lärm
  • Temperatur
  • Luftfeuchtigkeit
  • Licht

Radioaktivität

Aus Boden und Baustoffen kann Radioaktivität an den Wohnraum abgegeben werden.

In Deutschland gibt es Gebiete in den das radioaktive Edelgas Radon durch die Erdkruste entweichen und durch Risse im Fundament oder Keller in Gebäude eindringen kann. Die WHO hat Radon als krebserregend eingestuft. Beim Bundesamt für Strahlenschutz  gibt es mehr Informationen über eine mögliche Radonbelastung und den Radonatlas für Deutschland. Wer ein Haus in einem radonbelasteten Gebiet errichten will sollte auf eine ausreichende Abdichtung von Fundamenten, Kellern und Rohren achten und eine gute Lüftung für den Innenraum planen.

Verschiedene Baustoffe können auf Grund des Abbaugebietes radioaktiv belastet sein oder natürliche Radionuklide enthalten. Betroffen können u.a. Porenbeton, Hochofenzement, Natursteinböden und Fliesen sein.

Elektromagnetische Wechselfelder

Bei Elektromagnetischen Wechselfeldern muss zwischen hochfrequenten und niederfrequenten Feldern unterschieden werden. Niederfrequente Felder treten u.a. im Bereich von der Stromversorgung, Haushaltsgeräten, und Elektroinstallationen auf. Hochfrequente Felder haben eine höhere Frequenz und dadurch eine kürze Wellenlänge und werden zur Übertragung von Bild, Ton und Daten in der modernen Kommunikationstechnologie genutzt.

Elektromagentische Felder sind nichtionisierend und können daher nicht das Erbmaterial schädigen. Sie können aber elektrische Felder und Ströme im Körper erzeugen. Zudem kann durch hochfrequente Felder kann biologisches Gewebe erwärmt werden. Es ist noch nicht abschließend erwiesen, ob diese Felder schädlich für die Gesundheit sind.

Elektromagnetische Wechselfelder werden durch Mauern nicht abgeschwächt. Es müssen besondere bauliche Maßnahmen im Wandaufbau, wie z.B. ein spezielles Armierungsgewebe, und in den Elektroinstallationen, wie z.B. ein Netzfreischalter, getroffen werden, wenn diese Einflüsse im Haus vermieden werden sollen. Beton kann abschirmend wirken.

Lärm

Lärm in Häusern kann im Wesentlichen durch zwei Quellen entstehen. Es kann Lärm von außen durch mangelnden Lärmschutz ins Haus eindringen oder es kann Lärm innerhalb des Gebäudes u.a. durch Schallbrücken, minderwertige oder falsch installierte Haustechnik, falsche Einrichtung, etc. entstehen.

Für den Lärm von außen spielt die Grundstückswahl eine große Rolle. Sollten außergewöhnliche Lärmquellen in nähere Umgebung vorhanden sein, sollte dies frühzeitig bei der Planung beachtet werden. So können z.B. Lärmschutzfenster den Lärmschutz erhöhen.

Für den Lärm von innen kann, neben einer sorgfältigen Ausführung des Hauses, auch die Anordnung der Räume (z.B. Badezimmer nicht neben Schlafzimmer anordnen) und die Inneneinrichtung (z.B. Teppiche und Gardinen vermindern die Schallausbreitung) eine positive Auswirkung auf Lärmvermeidung haben.

Kontinuierlicher Lärm kann den Blutdruck steigen lassen und hat somit negativen Einfluss auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit. Zusätzlich kann gestörter Schlaf zu psychischen Problemen führen. In dem Artikel „Schallschutz in Wohnungen“ gibt es weitere Informationen zu diesem Thema.

Temperatur

Für die Gesundheit ist es wichtig nicht zu unterkühlen bzw. zu überhitzen. Die Vermeidung der Unterkühlung ist für den Hausbau in der Regel selbstverständlich. Es gibt nur noch wenige Wohnhäuser in Deutschland, die weder eine Wärmedämmung noch eine Heizung bzw. einen Ofen haben.

Der sommerliche Wärmeschutz hingegen wurde bis vor ein paar Jahren nicht ausreichend in Betracht gezogen. In Zeiten des Klimawandels wird das aber für die Gesundheit immer wichtiger. Die tropischen Nächte, das sind Nächte in denen es nicht unter 20°C abkühlt, sind in den letzten Jahren immer mehr geworden. Große Fensterflächen, nicht ausreichender Sonnenschutz und ungeeignete Grundrissplanung, bzw. Grünflächenplanungen lassen die Häuser aufheizen und die Gesundheit gefährden. Alte Menschen und Kleinkinder sind besonders gefährdet. Bei Neuplanungen sollte der sommerliche Wärmeschutz ausreichend Beachtung finden. Bei Bestandsgebäuden hilft nur nächtliches Lüften und rechtzeitiges Beschatten der Fensterflächen. Folgende Maßnahmen können den sommerlichen Wärmeschutz erhöhen:

  • Ausreichende Beschattung außerhalb der Fenster durch Rollläden oder Raffstores. Rollläden sollten bei starker Hitze nicht komplett geschlossen werden, um eine Luftzirkulation zu erhalten und Verformungen der Rollläden zu verhindern.
  • Fenster zum Lüften auf der Nordseite oder Dachfenster mit der Möglichkeit einer natürlichen Luftzirkulation helfen das Haus an heißen Tagen kühl zu halten, da warme Luft nach oben steigt.
  • Ausreichende Dämmung bzw. Speichermasse sorgt für eine ausgeglichene Raumtemperatur.
  • Vermeidung von Steinbeeten und großen Steinterrassen um das Haus herum. Eine Begrünung besonders durch Bäume am Haus sorgt für einen natürlichen Hitzeschutz.

Luftfeuchtigkeit

Eine zu hohe Luftfeuchtigkeit kann auf die Dauer die Schimmelbildung in Räumen begünstigen. Eine zu niedrige Luftfeuchtigkeit in geschlossenen Räumen kann auf lange Sicht die Gesundheit gefährden. Die Luftfeuchte sollte idealerweise zwischen 40 und 60% liegen und regelmäßig mit einem Hygrometer überwacht werden.

Die moderne Bauweise mit Gipswänden und Lüftungsanlagen begünstigt eine trockene Raumluft. Hier können nur Raumluftbefeuchter Abhilfe schaffen. Lehm hingegen hat feuchteregulierende Eigenschaften und kann helfen im Winter die Luftfeuchtigkeit in einem angenehmen Maß zu halten.

Licht

Licht hat einen großen Einfluss auf das Wohlbefinden, vor allem vor der Prämisse, dass wir immer mehr Zeit in geschlossenen Räumen verbringen. Der Trend geht zurzeit zu großen Fensterflächen, um möglichst viel natürliches Licht in die Zimmer zu lassen.

Forschungen haben herausgefunden, dass Licht Einfluss auf die Hormone, Depressionen, Konzentration und auf das Immunsystem hat. Im Zeitalter der Bildschirme, sind die Lichtarten und -stärken im Laufe des Tages relevant für einen erholsamen Schlaf. Vor allem blaues Licht kann die Bildung von Melatonin unterdrücken und so den natürlichen Schlafrhythmus negativ beeinflussen.

Bei der Lichtplanung im Haus ist es wichtig, dass viel Tageslicht genutzt wird und vor allem morgens ausreichend Helligkeit vorhanden ist.

Äußere Faktoren auf die Raumluft

Es gibt auch äußere negative Faktoren für die Raumluft. Folgende äußere Faktoren können unter Umständen Einfluss auf die Wohngesundheit haben:

  • Autobahnen (Lärm, Abgase)
  • Hochspannungsleitungen (Strahlung)
  • Industrie und Handwerk (Lärm, Abgase, Staub, Gifte)
  • Herkömmliche Landwirtschaft (Lärm, Abgase, Staub, Gifte)
  • Viehwirtschaft (Lärm, Staub, Geruch)
  • Schifffahrt (Lärm, Abgase)
  • Nachbarn (Zigarettenrauch)

Diese Faktoren sollten vor dem Hausbau oder dem Hauskauf evaluiert werden, denn in den meisten Fällen kann daran nichts mehr geändert werden. Lärmschutzmaßnahmen durch die Stadt oder Gemeinde können bis zur Umsetzung mehrere Jahre dauern und umliegende Bauernhöfe und Betriebe haben idR Bestandsschutz.

Zusätzlich sollte die frühere Nutzung des Grundstückes untersucht werden. Es gibt eine Vielzahl an Altlasten, die das Grundstück verunreinigen können. Nutzung als Mülldeponie (Vielzahl an potentiellen Schadstoffen), Nutzung als Landwirtschaft (Biozide) oder alte Öltanks (potentielle Leckagen) sind nur ein paar Beispiele. Die Entsorgung von belasteter Erde ist sehr teuer und kostet schnell über 100€ pro Tonne.

Unsere „Checkliste für den Grundstückskauf“ hilft dir bei der Suche nach dem perfekten Grundstück.

Schadstoffgrenzen

Für viele Schadstoffe sind in Deutschland Grenzwerte festgelegt. Einzelne Grenzwerte können aber keinen Aufschluss über die möglichen Auslöser von Symptomen geben, da Wechselwirkungen von verschiedenen Belastungen nicht erforscht werden und Menschen unterschiedlich stark reagieren können. Folgende Werte können u.a. von Baubiolog*innen in Innenräumen gemessen werden:

  • Luftwechselrate (CO2)
  • Baufeuchte und Luftfeuchte
  • Elektromagnetische Felder
  • Radon
  • Keimmessungen
  • Hausstaub, Feinstaub, Fasermessungen
  • Lärmmessungen
  • Trinkwasseruntersuchungen
  • Messung Lichtstärke / Lichtfarben

Bei Bestandsimmobilien ist der Zeitpunkt der Messung frei wählbar. Bei Neubauten oder Renovierung ist zu beachten, dass die Anfangskonzentrationen von Schadstoffen noch sehr hoch sein kann. Daher ist es wichtig gerade in der Anfangszeit sehr viel zu lüften. In frisch renovierten Räumen sollte nicht geschlafen werden.

Einrichtungsgegenstände können ebenso negative Auswirkungen haben und das Raumklima zusätzlich belasten. Deshalb sollten in einem wohngesunden Haus auch wohngesunde Möbel stehen. Für Möbel gelten die gleichen Anforderungen wie für die Baumaterialien. Neu gekaufte Möbel sollten wenn möglich aus der Verpackung herausgenommen werden und in der Garage ein paar Tage auslüften. Das ist besonders wichtig für Schlaf- und Kinderzimmermöbel. Gebrauchte Möbel dünsten in der Regel weniger Schadstoffe ab, aber z.B. Formaldehyd aus Möbeln kann noch viele Jahre die Raumluft belasten.

Räume mit einer Lüftungsanlage, haben in den meisten Fällen eine niedrigere Schadstoffkonzentrationen in der Raumluft, da die Luft kontinuierlich ausgetauscht wird und damit die Schadstoffe ebenso kontinuierlich abgeführt werden. Räume ohne Lüftungsanlage sollten mindestens dreimal am Tag so lange gelüftet werden, dass ein kompletter Luftaustausch stattfinden kann. Die Fenster auf Kippstellung stehen lassen ist keine Alternative, da so sehr viel Heizenergie verloren geht. Lüftungsanlagen müssen aber regelmäßig gewartet und gereinigt werden, damit diese nicht zur Schadstoffquellen im Raum werden.

Wer ein Baubiolog*innen sucht, sollte aufpassen, weil der Begriff nicht geschützt ist. Das IBN – Institut für Baubiologie und Nachhaltigkeit hat eine Beratungsstelle und führt eine Datenbank mit Kontaktdaten von ausgebildeten Baubiologen. Das Sentinel-Haus Institut bietet ebenfalls Raumluftmessungen an. Beide Institute führen eine Datenbank mit wohngesunden Baustoffen und begleiten Bauprojekte von den Planungen an inklusive einer Zertifizierung für eine gesunde bzw. schadstoffarme Raumluft.

Mehr Informationen zu wohngesundem Bauen gibt es in dem E-Book „Nachhaltig bauen – Eine Einführung in Energieeffizienz, Wohngesundheit und Ökobilanzen für Einfamilienhäuser“

 

Autorin: Ester Karl

Foto: pixabay