Die Lichtplanung im Einfamilienhaus oder der Wohnung geht im Baustress oft unter. Dabei ist eine gute Beleuchtung so wichtig! Sie entscheidet darüber ob es zuhause angenehm und behaglich ist oder eben nicht. Der Profi-Lichtplaner verrät wichtige Tipps und Tricks zur perfekten Lichtgestaltung. Einen Planungsleitfaden in PDF-Form gibt es am Ende des Beitrags.Fabian Krämer - Lichtplanung Stuttgart

Zur Person: Fabian Krämer ist bereits seit 9 Jahren als Lichtplaner tätig. Er ist Geschäftsführer von Finest System GmbH – Lichtplanung und Beleuchtungskonzepte. Vom Raum Stuttgart aus setzt er Deutschlandweit und auch international Beleuchtungs-Projekte um.

 

Warum ist eine gute Lichtplanung wichtig?

Licht entscheidet darüber, ob wir uns in einem Raum wohlfühlen oder nicht. Ein durchdesignter Raum verliert komplett seine Wirkung mit einem falsch geplanten Licht. Zudem wird die Wirkung von Kunstlicht auf uns Menschen weiterhin unterschätzt.

Eine Lichtplanung spart Kosten, denn dadurch werden frühzeitig die Beleuchtungspunkte definiert, und nicht erst wenn der Elektriker auf der Baustelle ist. Dann wird häufig etwas vergessen oder nur nach Schema F umgesetzt. Wir beziehen schon frühzeitig auch die mögliche Möblierung mit ein. So machen sich die Bauherren auch frühzeitig um die Einrichtung Gedanken. Wir planen immer alle Räumlichkeiten durch, denn ein gewisser „roten Faden“ wirkt sich immer positiv auf die Lichtplanung aus.

Gerade das Spiel zwischen Innen und Außen ist besonders spannend. Denn mit der richtigen Planung der Terrasse / Garten / Balkonbeleuchtung gewinnt der Bereich so viel dazu, und wirkt wie eine Erweiterung des Innenraums. Im Sommer wie im Winter.

Grobe Fehler bei der Beleuchtung – Was ist bei der Lichtplanung unbedingt zu vermeiden?

  • Position und Anzahl der Leuchten: Ich bekomme weiterhin Pläne bei denen z.B. im Wohnzimmer in der Raummitte ein Kabelauslass geplant wird. Oder aber in einem Rechteckigen oder Quadratischen Raum, ein Raster voller Spots gesetzt wird. Unbedingt vermeiden! Ich gebe den Tipp: Augen zu und mit dem geistigen Auge durch das Objekt laufen. Wo steht was? Kann ich vielleicht die Spots auch eher wandnah einplanen, um über die Reflexion an der Wand Licht in den Raum zu bekommen? Oder kann ich etwas beleuchten, z.B. ein Regal, ein Bild oder ähnliches? Und Bitte versuchen Sie immer eine ungerade Anzahl von Leuchten in einem Raum einzuplanen. Das sieht für das menschliche Auge besser aus.
  • Wohnzimmerbeleuchtung: Unbehagen schafft eine flache Deckenleuchte im Bereich des Wohnzimmers. Ich versuche lieber im Wohnzimmer mit Beistellleuchten, Wandleuchten oder Bogenleuchten zu arbeiten. Diese lassen sich durch eine geschaltete oder gedimmte Steckdose wunderbar mit einem Lichtschalter aktivieren.
  • LED-Technik: Die LED Technik hat im Bereich der Dimmbarkeit einige Hürden. Es gibt verschiedenste Dimmarten – hiermit sollte man sich intensiv beschäftigen oder den Profi fragen – gerade für den untersten Dimmbereich.
Lichtgestaltung
Indirekte Beleuchtung durch Reflexion an den Wänden.

Tipps zum Lampenkauf – Wieviel sollte man investieren?

Meine Empfehlung für eine Wohnung oder ein kleines Haus sind mindestens 5.000 EUR für die Beleuchtung einzuplanen. Dabei spielt Marke, Designer oder Hersteller keine Rolle.

Wir planen meistens für die Esszimmerleuchte das höchste Budget ein. Denn h ier spielt sich das Leben ab, und hier ist nicht nur von der Optik und Haptik her meistens etwas Besseres sinnvoller, auch die Qualität der verbauten Leuchtmittel (LED) ist dabei extrem wichtig.

Durch die LED Technik kann man schon für kleines Geld, wunderbare Lösungen schaffen. Dem Bad lässt sich mit ein paar gezielt geplanten LED Schienen ein SPA-Charakter einhauchen. Auch im Flurbereich, hinter dem Bettkopf (indirekt) oder aber unter einem Möbel lässt sich mit kleinem Geldbeutel, eine individuelle und sehr angenehme Beleuchtungsakzente schaffen.

Lichtgestaltung Wohnzimmer und Essbereich

Im Essbereich versuchen wir je nach Größe eine Esstischleuchte – oder aber wenn der Tisch länger ist, auch drei Leuchten einzuplanen. Je nachdem wie weiträumig dieser Raum ist, können noch zusätzliche Minispots eingeplant werden (zum Beispiel einen oder drei kleine Minispots in den Ecken des Raumes, sehr nah an der Wand – ca. 25-30cm entfernt). Diese geben über die Wand ein schönes indirektes Licht.

Im Wohnzimmer versuchen wir mit Beistellleuchten, Bogen- oder Wandlampen eine Wohlfühlatmosphäre für das TV Erlebnis, einen netten Abend mit Freunden oder zum Lesen zu realisieren.

Da Wohnraum, Essraum und Küche heute häufig zu einem großen Raum vereint sind, versuchen wir „Lichtszenen“ einzuplanen. Dabei ist die Dimmbarkeit extrem wichtig und auch, dass die Spots einzeln anzumachen sind. Wenn man dann den Flurbereich noch miteinplant, macht man bei der Lichtgestaltung alles richtig. Dann gibt’s kein „schwarzes Loch“ in Form eines dunklen Flurs.

Lichtgestaltung im Garten

Ganz wichtig bei der Lichtgestaltung im Außenbereich: die Beleuchtung weg von Fenster und Türe zu planen. So entmaterialisiert man die Glasscheiben und der Außenbereich / die Terrasse gehören förmlich zum Innenraum dazu.

Bei Außenbeleuchtungen versuchen wir Leuchten für unsere Kunden rauszusuchen, die ein verdecktes Leuchtmittel haben. Der Vorteil hierbei ist die blendfreie Wirkung. Auch dann, wenn es z.B. regnet oder schneit.

Sehr häufig versuchen wir die Fassade mit Wandstrahlern architektonisch in Szene zu setzen. Dies kann man besonders gut umsetzten, wenn man sogenannte Up & Down Wandleuchten einplant.

Im Bereich des Gartens sollte man mit kleinen Beleuchtungsinsel arbeiten. So schafft man Raum und das Spiel aus Licht und Schatten wirkt emotionaler. Kleine Strahler in oder um Sträucher / Baumen / Hecken wirken dabei besonders schön.

Bei der Verlegung der Kabel im Garten sollte man zum einen NYY-J Kabel verwenden. Diese sind für den Außenbereich gedacht. Des Weiteren am besten in sogenannten Panzerrohren verlegen. Außerdem versuchen wir immer grob in einem Geländeplan einzuzeichnen, wo die Kabel entlanglaufen. Damit tut sich der Gärtner oder auch der Bauherr später leichter, wenn es mal ans umgraben geht.

Bewegungsmelder oder aber Tageslichtsensoren setzten wir gerne ein, um die Außenbeleuchtung zu schalten. Tageslichtsensoren haben den Vorteil, dass in der Dämmerung oder abends das Haus einen förmlich einlädt – nach Hause zu kommen.

Für welchen Einsatz sind Solarlampen gut?

Wir empfehlen Solarleuchten eigentlich nur als kleine Portable Leuchten. ZB. das allseits bekannte „Sonnenglas“ oder ähnliches. Ansonsten sind die heutigen Akkutechniken und Leuchten hervorragend dafür geeignet, diese bei ganz schwierigen Kabelverlegearbeiten einzusetzen.

Deckenspots planen – auf was ist zu achten?

Auch hier versuchen wir entweder „Inseln zu schaffen“, oder aber diese der Möblierung anzupassen. Aktuell arbeiten wir gerne mit etwas kleineren Spots, in größerer Anzahl. Dabei ist auch hier wichtig, wenn irgendwie möglich immer eine ungerade Anzahl einzuplanen.

Bei Spots (Auf- oder Einbau) planen wir wenn möglich Leuchten mit einem wechselbaren Leuchtmittel ein. Damit es keinen Ärger gibt, wenn ein Spot mal ausgetauscht werden muss.

Eine tolle Lichtwirkung erzielt man, wenn man die Spots je nach Raum 30-40 cm von der Wand einplant. So erhält man einen schönen Lichtkegel, der je nach Leuchte ganz soft oder ganz hart aussieht. Durch die Wandreflektionen bekommt man eine tolle Stimmung, die je nach Leuchte und Planung auch als Grundbeleuchtung funktioniert. Wenn dann noch das Spiel zwischen Licht und Schatten eingeplant ist, erfährt man förmlich das Cocooning.

Lichtgestaltung Bad
Lichtgestaltung im Badezimmer

Was sind die aktuellen Trends in der Lichtgestaltung?

  • Nachdem wir nun gefühlte ein Jahrzehnt runde Spots eingeplant hatten, geht der Fokus langsam wieder zu eckigen Spots. Diese sehen durch die Seltenheit wieder hochwertiger aus, obwohl der Kostenfaktor nahezu identisch ist.
  • Prägnante Farben wie schwarz, Kupfer & Gold sind sehr gefragt.
  • Integrierte LED Streifen werden verstärkter nachgefragt. Deren Umsetzung erfordert allerdings eine deutlich höhere handwerkliche Fähigkeit.
  • Als Leuchtmittel werden natürlich weiterhin nur noch LEDs eingesetzt. Dies ist schon allein durch die Gesetzgebung geregelt.
  • Die smarte Lichtsteuerung wird in Zukunft hoffentlich mehr angenommen. Für die Lichtplanung spielen sogenannte Lichtszenen eine enorm wichtige Rolle, diese sind mittels smarter Lichtsteuerung einfach abzurufen. Dafür gibt es verschiedenste Lösungen, zum Beispiel die Klassischen Systeme wie KNX, Crestron, Loxone, etc. oder auch Lösungen von Drittfirmen wie EON / Telekom usw. Grundsätzlich halte ich eine kabelbasierte Lösung für die Beste Variante. Funk- bzw. WLAN-Standards haben meiner Meinung nach eben einfach auch Ihre Nachteile.

Haben Sie zum Schluss noch ganz persönlichen Tipps zur Lichtplanung?

  • Zuerst würde ich den eigenen Grundriss aufzeichnen und mit dem groben möblieren beginnen. Dann schaue ich mir sogenannte Wandscheiben an, die als Reflektionsfläche dienen können. Ich plane das mögliche Licht- und Schattenspiel mit ein und überlege welche Möbel, Kunstwerke oder Wandbilder ggf. in Szene gesetzt werden können. Und ich versuche auch den Flur in die Beleuchtungsszenen einzuplanen.
  • Die Dimmbarkeit – gerade in den Aufenthaltsräumen – ist fast schon zwingend.
  • Plant auch die ein oder andere schaltbare Steckdose ein.
  • Zu guter Letzt, gehört auch immer ein Bedienkonzept zur Lichtplanung, damit man frühzeitig schon weiß von wo welches Licht gesteuert werden kann. Gerade wenn es ein Smart Home ist – plant in Szenen und nicht nur in einzelnen Lichtern.

Vielen Dank für das interessante Interview!

 

Wer sich noch mehr mit dem Thema beschäftigen möchte – hier gibt es einen PDF-Leitfaden zur Lichtplanung:

 

Fotos: Fabian Krämer