Längst hat das Fertighaus seinen schlechten Ruf abgeworfen. Von sehr kostengünstigen Fertighäusern aus Polen bis hin zum indivdiuell geplanten Ökohaus ist alles möglich. Hier siehts du die verschiedenen Fertighausanbieter im Vergleich. Und du erfährst wie du dein Fertighaus auswählst und auf was sonst noch zu achten ist.

Rund 20% aller neu gebauten Einfamilienhäuser sind bereits Fertighäuser und der Trend ist steigend. Das macht rund 20.000 neue Fertighäuser pro Jahr in Deutschland. Es tut sich viel in diesem Bereich! Die Möglichkeiten reichen vom komplett individuell geplanten Fertighaus aus der Zimmerei über das ökologische Fertighaus bis hin zur günstigen Variante aus dem Ausland.

Vorteile und Nachteile vom Fertighaus

Vorteile

  • Du bekommst eine professionelle Ausführung vom Anfang bis zum Ende und musst vergleichsweise wenig selbst erledigen.
  • Geringere Baunebenkosten: wenn du ein bereits fertig geplantes Typenhaus wählst, ist weniger Planungsaufwand notwendig, es werden Honorare eingespart und das Haus ist somit günstiger.
  • Preisgarantie für das bestellte Haus – das Risiko besteht nur für die Erd- und Gründungsarbeiten
  • kurze Bauzeit

Nachteile

  • Bei den günstigen Varianten aus dem Katalog ist keine oder eine nur geringe individuelle Planung möglich; jede gewünschte Änderung erzeugt Mehr- und Extrakosten.
  • Bei höherer Ausführungsqualität wird es teuer: z.B. wenn ein ökologischer Wandaufbau gewünscht ist; oder eine höhere Qualität für die Fenster; Bodenbeläge; Fliesen, Sanitärausstattung, Treppen; Wand-/Deckenausführung etc.
  • Du bist als Bauherr abhängig von einem einzigen Unternehmen. Das bedeutet ein größeres wirtschaftliches Risiko, wenn dieses Unternehmen in Konkurs geht.

Gesamtkosten für ein Fertighaus berechnen

Die Gesamtkosten eines Fetighauses sind natürlich höher als die Prospektkosten, dass ist allgemein bekannt. Ein klassisches, eher günstiges Fertighaus in Holzriegelkonstruktion ohne besondere individuelle Umplanung kostet in der schlüsselfertigen Variante in etwa 1700€/m² laut Prospekt. Für ein Beispielhaus mit 130m² Wohnfläche ergeben sich somit die folgenden Gesamtkosten:

  • Fertighaus für ca. 130m² Wohnfläche (schlüsselfertig), laut Prospekt: 221.000€
  • Bodenplatte und Erdarbeiten: 40.000€
  • Küche: 10.000€
  • Außenanlagen: 7.000€
  • Aufpreis für Rollläden: 6000€
  • Aufpreis für Innenausbau-Qualität (Sanitäreinrichtungen, Fliesen, Böden): 6000€
  • Nebenkosten (Finanzierung, Versicherung, Baustelleneinrichtung, Hausanschlüsse, Bauantrag etc.) und Reserve:. 30.000€

Die gesamten Errichtungskosten wären somit bei diesem fiktiven aber realistischen Beispiel rund 325.000€, wenn der Katalogpreis mit 220.000€ angegeben ist.

Achtung: Kosten für das Grundstück und Grundnebenkosten wie Makler, Grunderwerbsteuer, Notar, Erschließung und Baureifmachung sind hier noch nicht enthalten.

Fertighäuser im Vergleich

Klassisches Fertighaus

Die meisten Fertighäuser werden in der klassischen Holzriegelkonstruktion gefertigt. Diese typischen Fertighäuser kannst du dir aus Katalogen auswählen, in Musterhausparks besichtigen oder die verschiedenen Firmen bei den Häuslebauermessen besuchen. Es sind Häuser die entweder gar nicht oder nur gegen Aufpreis individuell angepasst werden. Neben der Holzriegel-Bauweise eigent sich übrigens auch die Massivholz-Bauweise für Fertighäuser.

Hier gilt: je weniger umgeplant wird, desto günstiger ist das Haus. Manche Anbieter bieten sogar verschiedene Varianten an Individualität an:

  • Komplettlösungen ohne individuelle Umplanung: das ist die günstigste Variante; sogenannte Aktionshäuser werden schlüsselfertig ab ca. 1800€/m² angeboten. Inklusive Bodenplatte, Küche etc. sind sie ab einem Preis von ca. 2100€/m² Wohnfläche erhältlich).
  • Lösungen mit geringfügigen Änderungen und Anpassungen: das sind ebenfalls Kataloghäuser, aber keine „extra günstigen“ Aktionshäuser. Innenräume können meist nach den individuellen Wünschen abgeändert werden. Für diese Variante musst du etwas mehr an Kosten einrechnen als für die erste Variante oben.
  • Individuellen Planung: bei dieser Variante wird das Fertighaus nach individuellen Wünschen geplant. Die Fertighausanbieter stellen dafür interne Architekten zur Verfügung, aber auch eine Planung mit einem externem Architekten ist möglich. Es ist klar, dass diese Variante am meisten kosten wird.

Wer also ganz auf eine individuelle Planung verzichtet wird am günstigsten aussteigen. Aber auch dann, wird ein hochwertiges und gutes Fertighaus seinen Preis kosten. Geringe Baukosten sind also nicht unbedingt das Hauptargument, weshalb man sich für ein Fertighaus entscheiden sollte. Es sind die Argumente der Fixpreisgarantie und der kurzen Bauzeit, die für das Fertighaus sprechen.

Das Fertighaus gibt es nicht nur als schlüsselfertige Variante, sondern auch in der Variante Ausbauhaus. Der Innenausbau ist bei dieser Variante nicht inbegriffen und kann in Eigenleistung oder durch Einzelvergabe realisiert werden. Der Preis von einem Ausbauhaus ist natürlich geringer, aber die größten Vorteile eines Fertighauses: Bauzeit, Kostensicherheit, und wenig Eigenleistung relativieren sich. Während ein schlüsselfertiges Haus rund 2100€/m² Wohnfläche kostet; gibt es das Ausbauhaus ab rund 1400€/m² (inklusive Bodenplatte und Erdarbeiten).

Individuelles Fertighaus vom Architekten

Streng genommen bedeutet Fertighaus, dass das Haus zu großen Teilen im Werk vorgefertigt wird und dann auf der Baustelle nur noch zusammengefügt wird. Darunter fällt dann also auch ein von einem Architekten individuell geplantes Haus, dass in einer Zimmerei vorgefertigt wird. Auch ein solches Haus ist ein Fertighaus. Mehr zum Thema Architektenhaus findest du hier.

Ein interessantes Architekten-Interview zum Massivholzhaus gibt es hier.

Ökologisches Fertighaus

Es gibt bereits sehr hochwertige, nachhaltige und ökologische Fertighäuser. Hier sind dann die kompletten Wandaufbauten aus natürlichen Materialien wie Vollholz, Holzfaserdämmung, Naturkorkplatten. Die Wandaufbauten kommen ohne Kunststoffe und Folien aus, auch die Fenster sind aus hochwertigem Material, wie zum Beispiel mit Holz-Alurahmen. Der Preis für eine solch hohe Qualität ist dann jedoch höher. Als groben Richtwert wirst du rund 25% mehr zahlen müssen als für ein klassisches Einfamilienhaus. Der Preis für Fertighäuser in sehr hoher Ausführungsqualität liegt bei rund 2600€/m² Wohnfläche (schlüsselfertig und inklusive Bodenplatte).

Standard-Fertighäuser mit der klassischen Holzriegel-konstruktion haben im Unterschied dazu in ihren Wandaufbauten Kunststofffolien, günstigere Dämmmaterialien und Kunststofffenster.

Achtung: viele Anbieter werben mit Begriffen wie „diffusionsoffenen Wandaufbauten“ und „Nachhaltigkeit“. Beides ist zwar gut, bedeutet aber nicht viel. Denn „diffusionsoffenen Wandaufbauten“ sind im Holzriegelbau heute mittlerweile Standard. Auch der Begriff „Nachhaltigkeit“ wird oft nur in Verbindung zum „nachwachsenden Rohstoff Holz“ gesetzt; auch das sagt noch nichts darüber aus, inwieweit der Wandaufbau wirklich nachhaltiger ist als die der Konkurrenz oder gar ökologisch.

Eine Auswahl an besonders ökologischen Fertighaus-Anbietern gibt es hier. Zwei bekannte Anbieter für hochwertige und ökologische Fertighäuser findest du zum Beispiel hier oder hier. Auch das Massivholzhaus kann ökologisch sein, denn es kann ohne großflächige Dampfbremsen und Folien auskommen.

Alle Beiträge rund um Nachaltigkeit findest du hier. Für noch mehr Infos schau dir auch unser E-BOOK NACHHALTIG BAUEN an.

Günstige Fertighäuser aus dem Ausland

Ausländische – meist osteuropäische – Firmen bieten auch in Deutschland und Österreich Häuser an. Diese sind oft um einiges günstiger als hiesige Firmen. Die Elemente werden dann zum Beispiel in Werken in Polen gefertigt und nach Deutschland transportiert und hier aufgebaut. Solche Häuser können um bis zu 25% günstiger sein als ein klassisches Fertighaus. Ein schlüsselfertiges Haus kann man also schon ab ca. 1500€/m² Wohnfläche inklusive Bodenplatte bekommen.

Jedes Jahr werden rund 5.000 Fertighäuser aus polnischen Werken in Deutschland aufgestellt. Bei insgesamt rund 20.000 neuen Fertighäusern pro Jahr in Deutschland sind also rund ¼ aller Fertighäuser aus Polen.

Wenn du dich für diese Variante entschließt, solltest du dich aber nach einer bekannten und bewehrten Firma umsehen. Bei kleinen, neuen und unbekannten Firmen ist Vorsicht angesagt, hier ist mit einem höheren Risiko zu rechnen. Einer der bekanntesten und größten Anbieter ist zum Beispiel dieser hier.

Fertighaus Outlet

Immer wieder hört man vom Fertighaus-Outlet. Und so etwas gibt es tatsächlich! Fertighäuser die in Fertighausparks gestanden haben und ausrangiert werden, können als Outlet besonders günstig gekauft werden. So verlockend sich ein solches Schnäppchen auch anhört, oft ist es gar nicht so besonders günstig. Der Abbau, die Demontage, der Transport und Wiederaufbau sind nicht zu unterschätzen. Die Bodenplatte und viele Ausbauarbeiten müssen überhaupt neu gemacht werden.

Außerdem ist die Möglichkeit an so ein Haus zu kommen ist eher gering. Wird ein Musterhaus ausrangiert oder eine Musterhauspark aufgelassen, werden die Musterhäuser entweder entsorgt oder verkauft. Oft gehen diese Häuser dann direkt an Mitarbeiter der Fertighausfirma oder an deren Bekannte. Betriebsangehörigen erfahren als erste davon und haben auch bessere Möglichkeiten den Abbau und Wideraufbau vorzunehmen.

Typenhaus vom Baumeister

Wer an Fertighäuser denkt, denkt meist an Häuser aus Katalogen, die fix und fertig geplant sind und zu Fixpreisen bestellt werden können. Aber nicht jedes Haus aus dem Katalog mit Fixpreis ist auch ein Fertighaus. Denn Fertighäuser sind streng genommen nur diese Häuser, die im Werk großteils vorgefertigt werden.

Komplettangebote vom Baumeister sind also eigentlich keine Fertighäuser. Auch wenn sie aus einem Katalog ausgewählt wurden und zu einem Fixpreis gebaut werden. Der Bau erfolgt ganz klassisch vor Ort und nicht vorgefertigt in einem Werk.

Bei einem Typenhaus vom Baumeister wird Planung und Bau wird von einer einzigen Firma durchgeführt. Wenn du dich dafür interessierst, solltest du dich bei den lokalen Bauunternehmen in deiner Gegend umschauen. Viele bieten heute auch solche Typenhäuser an. Vergiss aber nicht den Baumeister und seine Referenzprojekte genau zu prüfen, siehe dazu auch den Beitrag: Baufirmen auswählen.

Bausatzhaus

Auch Bausatzhäuser sind oft Kataloghäuser, die bereits fertig geplant und mit Fixpreisen angeboten werden. Das Material wird an die Baustelle geliefert und die Bauherren verrichten den Aufbau – unter Anleitung – zu großen Teilen selbst.

Bausatzhäuser werden von den Baustoffherstellern angeboten, und sind zum Beispiel aus Porenbeton, hoch horosierten Ziegeln, Kalksandstein, Mantelbetonstein oder aus Vollholz (für ein Blockhaus).

Der Arbeitsaufwand bie dieser Variante ist enorm! Als gorben Richtwert kann man davon ausgehen, das du für Bausatzhaus mehr als 2000 Stunden Eigenleistung investieren musst. Schafft man es also an den Wochenenden und nach Feierabend, gemeinsam mit Helfern rund 40 Stunden je Woche am Haus zu arbeiten, so würde der Bau ein Jahr dauern. Urlaub, Krankheiten oder der Ausfall von Helfern verzögert den Bau. Mehr zum Thema Eigenleistungen findest du hier.

Blockhaus

Blockhäuser sind die älteste Art von Massivholz-Häusern. Blockhäuser gibt es schon seit fast 5000 Jahren. Heute sind die Wandaufbauten meist mehrschalig mit einer zusätzlichen Wärmedämm-Schicht. Es ist aber auch eine einschalige massive Holzwand möglich, die dann aus rund 28cm dickem Vollholz besteht. Als Holzart wird meist Nadelholz verwendet; besonders geeignet ist dafür das Polarkieferholz. Durch die heut sehr strengen Anforderungen an die Dichtheit, hat das Blockhaus konstruktiv einige Nachteile gegenüber anderen Massivholzhäusern, hier findest du mehr dazu.

Das Blockhaus gibt es als Bausatzhaus oder als klassisches Fertighaus zu kaufen. Außerdem gibt es auch bei Blockhäusern günstigere ausländische Anbieter zum Beispiel aus Polen (für Deutschland) oder aus Slowenien (für Österreich). Die klassische schlüsselfertige Variante ist etwas teurer als das schlüsselfertige Holzständerfertighaus. Es kostet gemeinsam mit der Bodenplatte und den Erdarbeiten in etwa 2350€/m² Wohnfläche.

Fertighausanbieter auswählen

Beim Fertighaus ist man voll und ganz auf nur eine einzige Firma angewiesen. Daher muss diese eine Firma ganz besonders gut gewählt sein. Vertrauen und Erfahrung spielt dabei eine besonders große Rolle.

Wer sich für eine große und bewährte Fertighaus-Firma entscheiden die schon viele Jahrzehnte besteht, wird kaum ein Risiko eingehen. Die Fertigungsqualität und die Konstruktionsdetails haben sich über Jahrzehnte bewährt und wurden vielfach gebaut.

Sehr günstige, kleine und unbekannte Firmen, sollte man sich hingegen ganz besonders genau anschauen.

Im Internet findest du diverse Fertighaus Rankings und Fertighaus Tests. Dabei werden die Fertighaus-Anbieter nach verschiedenen Kriterien beurteilt und gerankt, zum Beispiel hier oder hier.

Auch ein Besuch auf einer Hausbaumesse kann dir schnell einen ersten Eindruck der verschiedenen Anbieter vermitteln. Ebenso wie ein Besuch in einem Fertighauspark. Etablierte Fertighaus-Anbieter in den unterschiedlichen Preiskategorien sind unten angegeben.

Achtung: Diese Liste ist weder vollständig noch wertend. Die Einteilung in die drei Preis-Kategorien erfolgt aus einer persönlichen Einschätzung; die Reihung ist alphabetisch. Die angegenbenen Quadratmeterpreise sind als Beispiele zu verstehen.

  • Sehr hohe Standards (Baukosten für ein schlüsselfertiges Haus inkl. Erdarbeiten, Bodenplatte, Küche etc. z.B. 2600€/m²Wohnfläche)
    • Baufritz (Ökologisch)
    • Griffner Haus (Ökologisch, Hauptsitz in Österreich)
    • Huf Haus
  • Etablierte Anbieter (Baukosten für ein schlüsselfertiges Haus inkl. Erdarbeiten, Bodenplatte, Küche etc.: Aktionshäuser z.B. 2100€/m²Wohnfläche)
    • Allkauf Haus
    • Bien-Zenker
    • Fingerhut Haus
    • Massa Haus
    • Okal
    • Schwörer Haus
  • Günstige ausländische Anbieter (Baukosten für ein schlüsselfertiges Haus inkl. Erdarbeiten, Bodenplatte, Küche etc.: z.B. 1500€/m²Wohnfläche)
    • Dan-Wood

 

Autorin: K.R.

Foto: pixabay.com