Ein kindgerechtes Haus muss vielen Ansprüchen genügen. Wir geben Tipps, auf was zu achten ist, damit das Traumhaus zum perfekten Familienhaus wird. Von der Organisations, zur Planung vom kindgerechten Haus bis hin zu Kinderzimmer, Garten, Finanzierungstipps und mehr.

Hausbau mit Kindern organisieren

Einen Hausbau umzusetzen ist finanziell und nervlich oft eine große Herausforderung. Sind Kinder geplant oder schon Teil der Familie, dann kann das zu zusätzlichen Herausforderungen führen. Wichtig ist, dass Kinder auch schon in der Planungsphase miteinbezogen werden. So wächst die Spannung und in den meisten Fällen auch die Akzeptanz für die Veränderungen, die mit einem Hausbau einhergehen. Wie die Kinder mit eingebunden werden sollten, hängt allerdings stark vom Alter ab.

Wichtige Termine ohne Kinder: Da die Planungen viel Aufmerksamkeit erfordern und schwierige Entscheidungen anstehen, sollten wichtige Termine am besten ohne Kinder wahrgenommen werden. Für die Termine mit den Planner*innen, der Bank, den Ämtern und dem Notarbüro sind volle Konzentration der Eltern erforderlich. Diese Termine können sich sehr langziehen, was es schwierig macht, dass die Kinder die ganze Zeit geduldig bleiben. Ältere Kinder und Teenager können sich in der Zeit gut beschäftigen, bei kleineren Kindern ist das nicht so einfach. Ist eine Betreuung durch Kindergarten, Babysitter, Verwandte oder ähnliches in der Zeit nicht möglich, dann sollten sich die Eltern aufteilen. Ein Elternteil sollte sich ausschließlich auf den Termin konzentrieren können.

Kinder in die Hausplanung einbeziehen: Es kann es sehr viel Spaß machen die Kinder in die Planungen mit einzubeziehen. Die Pläne können mit den Kindern durchgesprochen werden. Je nach Alter der Kinder, werden Fragen oder sogar Wünsche aufkommen. Zur besseren Vorstellung, kann der Grundriss auch auf einer freien Wiese abgesteckt werden, damit man die Zimmer mit den Kindern vorab schon mal „begehen“ kann.

Die Kinder sollten schon früh mit einbezogen werden, damit sie sich später aktiv mit dem Haus identifizieren können. Das ist vor allem wichtig, wenn mit dem Hausbau ein Umzug ansteht, der mit Kindergarten- oder Schulwechsel einhergeht. Als Vorbereitung, kann der neue Weg zum Kindergarten oder Schule abgelaufen oder -gefahren werden und die neue Umgebung kann erkundet werden.

Hausbau während der Schwangerschaft: Bei einer Schwangerschaft während der Planungsphase ist zu beachten, keinen Zeitdruck auszuüben. Eine Schwangerschaft kann sehr unterschiedlich verlaufen, was selten vorhersehbar ist. Wenn möglich sollten keine wichtigen Termine ins Wochenbett gelegt werden. Diese Zeit ist ausschließlich für die Familie da. Der Umzug sollte möglichst nicht für das dritte Trimester oder das Wochenbett geplant werden. Ist eine andere zeitliche Organisation nicht möglich, sollte mit vielen helfenden Händen geplant werden, um die werdende oder frischgebackene Mutter körperlich und mental zu unterstützen. Mögliche körperliche Belastungen sollten mit dem Arzt besprochen und wenn möglich vermieden werden.

Planungstipps für das kindgerechte Haus

Ein Familienhaus zu planen ist eine Wissenschaft für sich, denn jede Familie hat andere Bedürfnisse. Bei der Hausbauplanung mit Kindern sollten sich vorher ein paar grundlegende Gedanken gemacht werden. Eine wichtige Frage vor Beginn der Planungen ist, wie viele Kinder geplant sind. Diese Frage ist nicht immer leicht zu beantworten und das Leben läuft manchmal anders als geplant, aber es macht schon einen Unterschied bei der Planung, ob eine Familie von vornerein mit einem oder mit 4 Kindern plant. Weitere Fragen, die während der Planung mit einbezogen werden sollten:

  • Sollen sich die Kinder ein Zimmer teilen, oder ist für jedes Kind ein eigenes Zimmer gewünscht?
  • Sollen die Kinder ein eigenes Bad bekommen oder reicht ein Familienbadezimmer?
  • Ist ein separater Kinderbereich im Haus gewünscht, der eventuell für Teenagerzeiten einen eigenen Eingang hat?
  • Sollen die Kinderzimmer alle die gleiche Größe haben?
  • Können die Kinderzimmer vor und nach der Nutzung durch Kinder einen anderen Nutzen haben, wie z.B. Gäste- und Arbeitszimmer oder sollen diese separat und zu jeder Lebensphase vorhanden sein?
  • Gibt es einen zusätzlichen Raum oder die Möglichkeit einen Raum z.B. durch Ausbau noch zu schaffen, falls die Kinderanzahl höher ausfällt als geplant?

Sinnvoll kann es sein, den Räumen nicht direkt Nutzungen zuzuschreiben, sondern einfach ausreichend große Räume zu planen, die bei Bedarf ohne Probleme durchgewechselt werden können und eventuelle sogar geteilt werden können. So bleibt das Haus flexibel anpassbar für die verschiedenen Lebensphasen. Bei der Detailplanung sollten von vorneherein die Abläufe mit Kindern bedacht werden. Paare ohne Kinder, aber mit Kinderwunsch, sollten sich darüber auch schon Gedanken machen. Ein Haus welches für Familien geplant wird, muss andere Anforderungen erfüllen, als z.B. Häuser für Pärchen. Weitere Tipps zur Grundrissplanung findest du hier.

Zukunftsplanung – Bauen für Generationen

Es ist schwer für alle möglichen Szenarien vorzusorgen. Gerade bei der Hausplanung sind die Anforderungen der verschiedenen Lebensphasen sehr unterschiedlich. Viele Menschen planen ein Haus als Altersvorsorge oder als potentielles Erbe für die nächste Generation.

Einliegerwohnung einplanen: Besteht der Wunsch, dass die Immobilie später von den Kindern übernommen werden soll, muss der Altersunterschied von den Eltern zu den Kindern bedacht werden. In den meisten Fällen übernehmen die Enkel die Häuser von ihren Großeltern, denn wenn die Kinder bereit für ein Eigenheim sind, sind die Eltern meistens noch nicht bereit dafür ihr Haus aufzugeben. Sollen die Kinder trotzdem das Haus übernehmen, sollte bedacht werden, wo die Eltern wohnen sollen. Das kann z.B. über eine Einliegerwohnung gelöst werden, die während der Kinder- und Teenagerphase vermietet wird und später entweder durch die erwachsenen Kinder oder die Eltern genutzt werden kann.

Umbaumöglichkeit zu getrennten Wohneinheiten: Soll das Haus später von mehreren Generationen genutzt werden, kann das auch über eine geschickte Planung mitbedacht werden. So können die verschiedenen Etagen so aufgeteilt werden, dass diese einfach in getrennte Wohnungen umgebaut werden können. Dafür können z.B. schon Leerrohre für eine Küche und ähnliches mitverlegt werden und das Treppenhaus befindet im Randbereich, damit es leicht abgetrennt werden kann.

Sicherheit für Kleinkinder

Auch die Sicherheit sollte bei der Planung mit bedacht werden. Bei Kleinkindern ist die Sicherheit der Treppe besonders wichtig. Dazu gehört ein Fallschutz an der offenen Seite der Treppe, aber auch ein Handlauf in entsprechender Höhe. Das kann z.B. mit einem Dicken Seil, dass auf Kindergreifhöhe hängt unter dem eigentlichen Handlauf kostengünstig und temporär gelöst werden. Zur Sicherheit gehören auch kindersichere Steckdosen. Das kann nachträglich gelöst werden, aber die elegantere Lösung ist, direkt bei der Planung kindersichere Steckdosen auszuwählen. Diese kosten einen kleinen Aufpreis, aber es reicht meistens diese Steckdosen nur dort auszuwählen, wo sie leicht zugänglich für Kinder sind.

Bauen für Kinder mit Beeinträchtigung

Kinder mit Einschränkungen sollten schon in der Planung mitbedacht werden. Ebenerdige Zugänge, tiefere Türgriffe und ein barrierefreies Bad sind nur ein paar Punkte die bedacht werden können. Durch rutschfeste Multiplexplatten oder Holzplanken kann auch der Zugang zur Baustelle mit Rollstuhl ermöglicht werden. In diesem Fall ist es auch hilfreich den Eingangsbereich so früh es geht zu befestigen. Das kann z.B. direkt die Rohbaufirma oder der Erdbauer übernehmen, die zumindest Schotter im Eingangsbereich mit einer Rüttelmaschine befestigen können. Bei Rollstuhlbesuchen auf der Baustelle ist es auch besonders wichtig, dass die Baustelle von Bauresten und Müll freigehalten wird. Dafür ist in manchen Fällen eine Sensibilisierung der Handwerker für dieses Thema notwendig.

Kinderzimmer planen

Ausreichend Platz auch für Teenager: Kinderzimmer sollten nicht zu klein geplant werden. Oft wird der Tipp gegeben, dass 12qm ausreichen. Das Problem ist, dass die Kinderzimmer häufig anders genutzt werden, als z.B. das Elternschlafzimmer. Im Elternschlafzimmer wird in den meisten Fällen nur die Nacht verbracht, während sich Kinder, vor allem Teenager, viel mehr Stunden in ihrem Zimmern aufhalten. Wenn es daher möglich ist, sollten Kinderzimmer von der Größe so geplant werden, dass später für die Teenager Platz für ein großes Bett ist und Kinder ihre gebauten Burgen und Städten auch ein paar Tage stehen lassen können. Dass kann aber auch dadurch gelöst werden, dass z.B. das Gästezimmer für so etwas temporär genutzt werden kann, eine Galerie mit ausreichend Platz eingeplant wird, oder bei Satteldächern, statt eines Dachbodens oder Sichtdachstuhl eine zweite Ebene für das Kinderzimmer eingeplant wird.

Kinderzimmer Ideen Pinterest

Wer Inspiration für Kinderzimmer sucht wird auf Pinterest bestimmt fündig. Hier gibt es reichlich Inspiration für jeden Geschmack und Stil. Das Baugorilla-Pinterest-Board für Kinderzimmer findest du hier:

Kindgerechter Eingangsbereich

Barrierefrei und genug Platz: Im Eingangsbereich ist mit Kindern immer viel los, deswegen sollte dieser eine ausreichende Größe haben. Gerade im Säuglingsalter kann es von Vorteil sein, dass der Eingangsbereich einen Kinderwagen beherbergen kann, ohne dass dieser alles versperrt. Ein barrierefreier Eingang kann da auch sehr nützlich sein.

Stauraum: Ebenfalls sollte ausreichend Verstaumöglichkeiten eingeplant werden. Das kann z.B. durch ausreichend Platz für Einbauschränke umgesetzt werden. Je mehr Personen in einem Haushalt leben, desto mehr Jacken, Schuhe und andere Dinge fallen an.

Sitzmöglichkeit: Wichtig ist auch eine kindgerechte Sitzmöglichkeit im Eingangsbereich, um die Schuhe anzuziehen. Gerade bei mehreren Kindern kann da eine Bank sehr praktisch sein, die je nach Ausführung noch zusätzlichen Stauraum bietet.

Selbständigkeit fördern: Abschließend sollte daran gedacht werden, dass auch kleinere Kinder Zugang zu den Verstaumöglichkeiten haben, um früh selbstständig Jacken und Schuhe aufräumen zu können. Das ist vor allem bei der Griffauswahl von Schränken zu beachten und der Höhe von Kleiderhaken.

Generell sollten die Zugänge zum Haus überdacht werden. Gibt es zu viele Außentüren, kann das mitunter zu Stress führen, da beim Verlassen des Hauses immer darauf geachtet werden muss, dass alle Außentüren verschlossen sind. Manche Kinder sind auch kleine Ausreißer und bei zu vielen Außentüren verliert man schnell den Überblick.

Mehr Infos und Inspiration zum Planen und Gestalten des Eingangsbereichs findest du hier.

Kindgerechter Wohnbereich

Spielbereiche einplanen: Im Wohnbereich sollte genug Platz für eine Spielecke eingeplant werden. Kleinkinder spielen oft noch nicht lange alleine auf ihren Zimmern, sondern suchen noch die Nähe von ihren Eltern. Da kann es gut sein, dass es Spielgelegenheiten in den Wohnräumen gibt. Sind die verschiedenen Räume wie Küche, Ess- und Wohnraum durch Wände und Türen getrennt, kann es sogar nötig sein, in jedem einzelnen Raum eine Spielgelegenheit zu schaffen. Dazu sollten auch Verstaumöglichenkeiten für das Spielzeug mit eingeplant werden. Ein großer Vorteil offener Wohnkonzepte ist, dass dort meistens eine Spielecke ausreicht, die von allen Bereichen gut eingesehen werden kann. Mehr zum Thema Wohnbereich planen und einrichten findest du hier.

Kindgerechtes Badezimmer

Genug Platz für mehrere Personen: Das Badezimmer sollte ebenfalls nicht zu klein geplant werden und im Idealfall eine Badewanne haben. Mit mehreren Kindern kann es sinnvoll sein, dass genug Platz zwischen Badewanne, Waschbecken, Toilette und Dusche ist, dass sich mehrere Personen gleichzeitig angenehm im Badezimmer bewegen und aufhalten können, ohne dass es zu einem Gedrängel kommt. Die sogenannte T-Einteilung des Badezimmers, bei der Dusche und Toilette durch eine T-förmige Wand vom Waschbecken getrennt werden, ist zurzeit sehr beliebt, nimmt aber viel Bewegungsfreiheit in der Mitte des Badezimmers weg, als wenn alle Sanitäreinrichtungen an den Wänden angeordnet sind.

Kindgerechter Garten

Garten von Anfang an mitplanen: In der Planungsphase sollte die Gartenplanung immer schon mit einbezogen werden. Das ist vor allem bei Kindern wichtig. So können z.B. die Fundamente für Spielgeräte und -häuschen direkt von der Baufirma mit erstellt werden, um ggf. Kosten und späteren Aufwand zu vermeiden.

Frühzeitig nutzen: Zusätzlich lohnt sich eine frühe Fertigstellung des Gartens, damit dieser von den Kindern möglichst von Anfang an gut genutzt werden kann. Gerade bei kleinen Kindern kann eine zeitnahe Umzäunung des Grundstückes sinnvoll sein.

Schmutzschleuse: Bei der Hausplanung sollte auch schon bedacht werden, wo die verschmutzten Kinder ins Haus kommen und ihre Sachen ablegen. In solchen Fällen kann sich der Waschraum in der Nähe des Eingangsbereich lohnen oder eine sogenannte Schmutzschleuse durch die Garage hindurch.

Hier findest du weitere Tipps zur Gartenplanung beim Neubau und zur gemeinsamen Planung von Haus und Garten.

Finanzierungstipps für Familien

Ein Hausbau ist finanziell für die meisten Familien eine große Last und sollte gerade in Hinblick mit Kindern gut geplant werden. Hier ist es besonders wichtig, dass die monatliche Tilgung so kalkuliert wird, dass diese von einer Person getragen werden kann, wenn eine Person bei den Kindern bleiben soll oder muss. Es gibt Finanzierungsmodelle von Banken, die vorschreiben, wie viel Prozent die Kreditnehmer nach der Elternzeit arbeiten müssen, um den Kredit zu erhalten. Das kann sehr einschränkend sein, gerade wenn die Kinderbetreuung nicht gesichert ist. Bei der Festlegung der monatlichen Tilgungsrate sollte auch bedacht werden, dass die Ausgaben mit Kindern überproportional steigen. Je nach Region können die Betreuungskosten sehr einschneidend auf die finanzielle Freiheit sein. Kosten für die Betreuung sollten während der Finanzierung schon mit eingeplant werden. Hier findest du einen Beitrag mit weiteren wichtigen Tipps zur Hausbaufinanzierung  und im Experteninterview zur Hausfinanzierung.

Förderungen für Familien

Es gibt verschiedene Förderungen für Bauen mit Kindern. Das wichtigste zurzeit ist das Baukindergeld KfW Förderprogram 424. Das Baukindergeld beinhaltet einen Zuschuss von 12.000€ pro Kind, die über 10 Jahre lang jährlich ausbezahlt werden. Es gilt für den Kauf oder den Bau eines Hauses und gilt für alle Projekte die zwischen dem 01.01.2018 und dem 31.03.2021 einen Kaufvertrag unterzeichnet haben oder eine Baugenehmigung erteilt wurde. Die Berechtigungsgrenze liegt bei einem Haushaltseinkommen von max. 90.000€ bei einem Kind plus 15.000€ für jedes weitere Kind. Der Antrag soll nach dem Einzug gestellt werden. Dafür gibt es insgesamt eine Beantragungszeit von 6 Monaten.

Es lohnt sich aber auch bei der Gemeinde oder dem Bundesland nachzuhören, ob es lokale Förderungen für Familien gibt. Für Familien mit geringem Einkommen gibt es auch zusätzliche Möglichkeiten zinsgünstige Kredite zu erhalten z.B. von der Kirche oder den Landesbanken. Die BayernLabo vergibt z.B. zinsgünstige Kredite mit Kinderzuschüssen von bis zu 5.000€.

Die KfW fördert auch die Barrierereduzierung beim Hausbau und Sanierungen unabhängig vom Alter der pflegebedürftigen Person mit bis zu 6.250€ mit dem Investitionszuschuss 455-B.

Weitere Förderungen findest du in unseren Beiträgen zur Sanierungs-Förderung und zur Neubau-Förderung.

 

Autorin: Ester Karl

Foto: pixabay